Cellitinnen 3_2017

Medizin | Betreuung

ren. Häufig kennt der Patient diese selbst nicht genau. Und auch die Angehörigen sind nicht immer im Bilde. An schriftliche Nachweise braucht man gar nicht zu denken. Wie soll dies dann das Kranken- haus in der Kürze der Zeit wissen? Außerdem muss bei dem einen oder anderen auch eine gesetzli- che Betreuung angeregt werden. Dies dauert je nach Richter einige Wochen bis Monate – trotz Eilver- fahrens. Und so entstehen weitere Verzögerungen. hinsichtlich ungeklärter finanzieller Hintergründe finden ihre Fortsetzung in den Pflegeeinrichtungen. Hier sind verlässliche Aussagen hinsichtlich der Finanzierung zwin- gend Voraussetzung für eine Aufnahme. Das Pro- zedere der Beantragungen und Prüfungen durch ver- schiedene Institutionen stellt insbesondere die sozial schwächs- ten und alleinlebenden Menschen vor immense Herausforderungen. Also die, die besonders zügig Hilfe benötigen, bekommen Steine in den Weg gelegt. Mit welchen Zwischenlösungen können Sie den Menschen helfen, Herr Krueger? Die Kurzzeitpflege stellt sicher zu- nächst eine Zwischenlösung dar. Bei der begrenzten Anzahl von Plät- zen im Stadtgebiet Köln ist es aber auch häufig schwer, überhaupt ei- Und wie geht es in dieser Situation weiter? Die von den Sozialdiensten bekannten Erfahrungen

nen zu finden. Eine weitere Heraus- forderung aus Sicht der Pflegeein- richtungen ist es, die Prüfung der notwendigen Heimunterbringung sowie die Kostenzusage vom So- zialamt innerhalb des begrenzten finanzierten Zeitraumes einer Kurz- zeitpflege zu erhalten. In einer sol- chen ungeklärten Übergangssitua- tion zu schweben, ist neben allen körperlichen und gesundheitlichen Einschränkungen vor allem eine zusätzliche psychische Belastung

geeignet ist. Nicht selten resultieren aus dieser Unterversorgung dann wiederum Krankenhauseinwei- sungen wegen einer sogenannten sozialen Indikation. Welche Forderungen haben Sie beide als Experten in der Vermitt- lung von pflegebedürftigen Men- schen an die Stadt Köln? Frederik Krüger: Ich denke, eine genaue Prüfung vor einer Heim- unterbringung ist grundsätzlich sinnvoll und nötig. Aus meiner Sicht benötigt der größte Teil der poten- ziellen Heimbewohner an irgend- einem Punkt Hilfe durch das So- zialamt. Es muss ein System entwickelt werden, das die Arlette Wetzel: Von der Stadt Köln erwarten wir eine verantwortungsvol- le Sozialpolitik. Es kann nicht sein, dass auf Kos- ten der sozial Schwachen gespart wird. Die Prüfungen durch den MDK sind durch- aus seriös und kompetent. Hier jetzt plötzlich eigene Maßstäbe an die Heimnotwendigkeit vorzu- geben, halte ich für den vollkom- men falschen Ansatz. So werden im System nur weitere und unnö- tige Kosten erzeugt oder andere Träger – wie bei einem Kranken- hausaufenthalt die Krankenkas- sen – belastet. Die Kostenträger sollten sich aber nicht gegenseitig die Kosten zuschieben, sondern im verlässlichen Dialog adäquate und schnelle Lösungen für betroffene Senioren schaffen. genannten Probleme gar nicht erst entstehen lässt.

für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen.

Liegt also bis zum Abschluss der Kurzzeitpflege keine Kostenzusage seitens der Stadt Köln vor, würde das aufgrund einer fehlenden Fi- nanzierungzusage bedeuten, dass Pflegeeinrichtungen die Betroffe- nen in ihr häusliches Umfeld ent- lassen müssen; ein Umfeld, das in keiner Weise für Pflegebedürftige

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