Cellitinnen 3_2017
Medizin | Betreuung
Erfolgreich gegen den Schmerz Wie Patienten lernen, ihrem Körper wieder zu vertrauen
pieprogramm für jeden Patienten zusammengestellt. Ein Team aus Schmerztherapeuten, Ärzten an- derer Fachbereiche, Psychologen, Entspannungstherapeuten und Physiotherapeuten gestaltet die Therapieprogramme – das Ent- scheidende dabei ist aber die Ini- tiative des Patienten. „Es ist wichtig, dass unsere Patienten an der Be- handlung aktiv teilnehmen“, betont Dr. Katrin Empt, „denn aufgrund der starken Schmerzen vermeiden Be- troffene oft jegliche Aktivität, werden passiv und geraten so immer tiefer in die Schmerzspirale.“ Pausen und Erholung sind wichtig – viel wichtiger aber ist es, die Zusammenhänge von Schmerz, Bewegungsverhal- ten und emotionalem Befinden zu erkennen. Konkret heißt das: „Mit mobilisierenden Übungen, die dem häuslichen oder beruflichen Alltag angepasst sind, stabilisierenden und kräftigenden Aufgaben verbes- sern wir die Koordination und das Gleichgewicht, die Körperwahrneh- mung und die Selbsteinschätzung“, fasst Physiotherapeutin Susanne Hecker zusammen. Nach zwei Wochen Klinikaufenthalt steht die so genannte häusliche Be- lastungsprobe auf dem Programm. Das bisher Erlernte wird nun an einem Wochenendtag unter realen Bedingungen zu Hause getestet. „Nach diesemWochenende wissen unsere Patienten, wo sie stehen und woran sie noch arbeiten müssen“, weiß Dr. Katrin Empt. Gemeinsam
Gezielte Therapie
So unterschiedlich die Ursachen von chronischen Schmerzen sind, eines haben die Patienten ge- meinsam: Die Schmerzen führen zu erheblichen Beeinträchtigungen in körperlichen, beruflichen und psychosozialen Bereichen und werden zum bestimmenden Teil ihres Lebens. So erging es zum Beispiel auch der 54-jährigen Angestellten Ina P. Nach einem schweren Band- scheibenvorfall mit Operation und anschließender Reha ist körperlich alles gut verheilt, nur der Schmerz ist auch vier Jahre nach der Di- agnose und Therapie immer noch geblieben. Er quält sie Tag und Nacht, isoliert sie und raubt ihr die Lebensqualität. „Bei einer chronischen Schmerz- erkrankung steht meist nicht mehr die eigentliche körperliche Ursache
im Vordergrund“, erläutert Dr. Ka- trin Empt, Leitende Oberärztin der Schmerzklinik am St. Franziskus- Hospital. Vielmehr führen viele sich ergänzende Faktoren dazu, dass die Schmerzen bestehen bleiben, sich sozusagen verselbstständigen. „Hier ist in den meisten Fällen die Körperwahrnehmung gestört. Der eigene Körper wird nur noch über den Schmerz wahrgenommen“, weiß Susanne Hecker, Physiothe- rapeutin der Schmerzklinik. „Wir unterstützen, damit der Betroffe- ne sich und seinen Körper selbst wieder kennenlernt, in Bewegung kommt, Vertrauen in seinen Körper findet und seine Grenzen realistisch einschätzen kann.“
Therapiepläne
Während eines zwei- bis dreiwöchi- gen Aufenthaltes in der Schmerz- klinik wird ein multimodales Thera-
30 CellitinnenForum 3/2017
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