Cellitinnen 3_2017

mit dem Klinikteamwird dann noch einmal nachjustiert, bevor es wieder in den Alltag geht – mit gemein- sam erarbeiteten und realistischen Zielen für die weitere Mobilisierung.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Ina P. ist nach den ersten beiden Wochen Klinikaufenthalt schon ein ganzes Stück vorangekommen. Sie lernt mehr über die Ursachen für ihre anhaltenden Schmerzen und über die für sie richtigen Strategien. Und: „Ich weiß nun auch, wie ich über meine Schmerzen, meine Er- krankung, meine Grenzen reden kann. Auch die Zusammenarbeit mit meinem Hausarzt wird für mich nun viel einfacher sein als vor der Be- handlung“, blickt sie in die Zukunft. Auch für die Ärzte der Schmerz- klinik ist die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kollegen im Haus- und im Facharztbereich im- mens wichtig. „Die Therapie von Pa- tienten mit chronischen Schmerzen stellt niedergelassene und klinisch tätige Kollegen täglich vor große Herausforderungen“, weiß Dr. Mi- chael Granitzka, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie. „Der Schmerz – als nicht organspezifisches Symp- tom – hat häufig multifaktorielle Ursachen. Jedes Fachgebiet hat dabei in der Schmerztherapie seine besondere Expertise.“ Die Kranken- häuser der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria in Köln und Wuppertal bieten mit ihren unterschiedlichen Schwerpunkten kompetente kli- nische Ansprechpartner für kom- plexe Schmerzbehandlungen.

Intensive Beratung

Aus diesem Grund hat Dr. Michael Granitzka eine ärztliche Fortbil- dungsreihe ins Leben gerufen, die eben dieser vielfältigen Kompetenz Rechnung trägt und es niederge- lassenen Kollegen ermöglicht, sich umfassend über die verschiedenen Aspekte von Schmerzerkrankun- gen und -therapien zu informieren. „Ein reger Austausch und Wis- senstransfer – interdisziplinär und sektorenübergreifend – ist wichtig, um betroffenen Patienten eine ad- äquate Therapie ermöglichen zu können“, betont der Mediziner. Hier sei noch viel Sensibilisierungsarbeit

zu leisten. „Wir wissen, dass ein chronisch kranker Schmerzpatient durchschnittlich zehn Ärzte kon- sultiert, bevor ihmwirklich geholfen wird“, betont Dr. Granitzka. Dabei liege der Spitzenwert sogar bei rund 50 verschiedenen Ärzten un- terschiedlicher Fachrichtungen, die Patienten vereinzelt besuchen müs- sen. Veranstaltungen, bei denen Ärzte aus dem klinischen und nie- dergelassenen Bereich zusammen- kommen, sind deshalb sehr wichtig und bieten eine gute Plattform für Aufklärungsarbeit unter Kollegen – im Sinne jedes einzelnen Patienten.

■■ 42 Prozent aller Arztkonsultationen haben Schmerzen als Ursache ■■ Deutschlandweit haben 8 Mio. Patienten chronische Schmerzen ■■ Die durchschnittliche Krankheitsdauer beträgt 7 Jahre ■■ Kosten: ca. 38 Milliarden/Jahr (10 Mrd. für Behandlung, 28 Mrd. für Arbeitsausfall, Krankengeld, Frühverrentung) ■■ Ein chronisch-kranker Schmerzpatient besucht im Durchschnitt 10,1 Ärzte, bevor ihm adäquat geholfen wird Am 23.05.2017 fand im studio dumont ein Gesundheitsforum zum Thema „Schmerz lass nach!“ statt. 85 Gäste informierten sich in Vorträgen, Dis- kussionen und Einzelgesprächen über die unterschiedlichen Aspekte der multimodalen Schmerztherapie am St. Franziskus-Hospital. Als praktische Übung wurde ergänzend mit einer Zuhörerin aus dem Publikum das Biofeedbackverfahren demonstriert, mit demman über einen Computer- bildschirm visuell und akustisch Fehlhaltungen verdeutlichen und gezielt gegensteuern kann.

CellitinnenForum 3/2017 31

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