Cellitinnen 3_2017

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Organspende ist Vertrauenssache Über die Kriterien zur Entnahme von Organen

Kaum ein Thema in der Medizin ist so sehr umrankt von Mythen wie die Organspende, die Skepsis in der Be- völkerung ist groß. Wenn man aber über ein Testament, eine Vorsor- gevollmacht oder eine Patientenver- fügung nachdenkt, lohnt sich auch der Gedanke daran, ob man sich vorstellen kann, Organspender zu werden. Denn für viele Patienten ist ein Spenderorgan imwahrsten Sinne

Verwandten transplantiert wird. In Deutschland gilt gesetzlich die ‚er- weiterte Zustimmungslösung‘; das bedeutet, dass man zu Lebzeiten ausdrücklich einer Organspende zu- stimmen muss. Fehlt ein schriftlicher Nachweis, können die Angehörigen eine Zustimmung gemäß des mut- maßlichen Patientenwillens zur Or- ganspende erteilen. Anders ist das etwa in Spanien. Hier dürfen hirnto-

Stiftung für Organspende (DSO) informiert. Es folgen Gespräche mit den Angehörigen, um die legitimen Voraussetzungen einer Spende zu klären. Stimmen die Angehörigen zu, werden umfangreiche medizi- nische Untersuchungen am Ver- storbenen durchgeführt. Wenn alle Bedingungen für eine Organentnah- me erfüllt sind, werden die Daten zur Organvermittlung an Eurotrans- plant übertragen. Ist ein passender Organempfänger gefunden, wird das Organ entnommen und zum entsprechenden Transplantations- zentrum gebracht. Hier findet dann die Organtransplantation statt. Durch diesen festgeschriebenen Prozess und viele Kontrollinstanzen ist gewährleistet, dass es nicht zu Chancenungleichheiten oder Un- gereimtheiten kommt. Wer letztlich das Organ bekommt, wird nach Dringlichkeit und Erfolgsaussicht entschieden. Den Klinikmitarbeitern kommt beim Thema Organspende eine beson- ders wichtige Rolle zu. Aus diesem Grund hatte das Ethik-Team des St. Vinzenz-Hospitals alle Mitarbeiter und die Ethik-Teams der anderen Krankenhäuser des Verbundes zu einer Veranstaltung eingeladen. Hier wurde nach interessanten Fachvor- trägen angeregt und auch kritisch diskutiert.

des Wortes lebenswichtig. Leider ist die Spendenbereitschaft in Deutsch- land stark rückläufig. Wurden 2005 noch 1.200 Organe gespendet, so waren es 2015 nur noch knapp 880. Wer sich mit dem Thema beschäf- tigt, sollte wissen, dass nur sehr wenige Menschen überhaupt als Spender in Frage kommen. Denn nur wenn bei einem beatmeten Patienten der Hirntod diagnostiziert wird, sind die Bedingungen für eine Organentnahme geschaffen. Aus- nahmen sind Lebendspenden, bei denen beispielsweise die Niere eines

ten Patienten Organe entnommen werden, wenn sie dem zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen haben. Wie ist das Prozedere in Deutsch- land? Zwei voneinander unabhän- gige Ärzte müssen in einem streng festgelegten zeitlichen Abstand den Hirntod des Patienten feststellen. Dann wird hausintern der Transplan- tationsbeauftragte benachrichtigt, der als Koordinator die Deutsche

Weitere Informationen zum Thema Organspende finden Sie beispielsweise unter www.organspende-info.de oder www.dso.de

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