Cellitinnen 3_2018_finale_Version 30.7.2018

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‚Let it be …‘ Eine Philosophie für unruhige Zeiten

tete für ihn, sich vollkommen von seinen Wünschen, seinem Willen und allem, was die eigene Identi- tät ausmacht, zu verabschieden, um Platz zu schaffen für das einzig Verlässliche: Gott. Meister Eckhart und seine Schüler sprachen sich für ein auf Gott vertrauendes Leben in der Gegenwart aus, in demGefühle und Gedanken des Augenblicks zu respektieren und zu achten sind. Schon vor Meister Eckhart verord- neten Platon und Aristoteles so- wie die Stoiker Seneca oder Kaiser Marc Aurel den Menschen Ruhe- pausen inmitten einer turbulenten Welt. Die Philosophen strebten nach ‚ataraxia‘, der Unerschütter- lichkeit der Seele. Nach stoischer Lesart schafft Gelassenheit Halt und Sicherheit. Um sie zu erreichen, bedarf es einer kritischen Distanz zu Ereignissen, Abhängigkeiten und Emotionen. Sie funktioniert nach dem Motto „Erst denken, dann handeln“. Die Stoiker predigten eine Haltung, die es Menschen er- leichterte, in Konflikten handlungs- fähig zu bleiben. Kein hektisches Agieren, kein überstürzter Aktionis- mus – erst das Freisein von Leiden- schaft durch innere Distanz sicherte nach Seneca die nötige Ruhe und Unabhängigkeit, Entscheidungen zu treffen. Dinge oder Situationen, auf die man keinen Einfluss habe, solle man so akzeptieren.

Weglassen, loslassen, ablassen, sein lassen, zulassen, überlassen – ohne Verzicht scheinen die unter- schiedlichen Formen von ‚lassen‘ nicht zu funktionieren. Das gilt auch für die ‚Gelassenheit‘. Wie Sie lesen werden, muss man schon einiges lassen, um gelassen zu werden. Doch wie definiert man den Begriff überhaupt? Laut Synonymwörterbuch be- schreibt er einen Zustand zwischen Ausgeglichenheit, Abgeklärtheit, Be- dachtsamkeit, Besonnenheit, Güte, Muße, Souveränität und Demut, wobei er damit nur bruchstückhaft charakterisiert und nie genau getrof- fen wird. Die Gelassenheit, da sind sich Philosophen von Aristoteles bis Schmidt und Sloterdijk einig, lässt uns die Komplexität der Welt erst aushalten. Einige sehen in ihr sogar

einen maßgeblichen Mosaikstein auf dem Weg zum Glück. Nehmen Sie sich also ein Getränk Ihrer Wahl, legen Sie die Füße hoch, lassen Sie die anderen machen und wagen Sie den ersten Schritt auf dem Weg zur Gelassenheit – entspannen Sie beim Lesen der folgenden Seiten. „Wer sich nur einen Augenblick gänzlich ließe, dem würde alles gegeben. Der Mensch, der gelas- sen hat und gelassen ist und der niemals nur einen Augenblick auf das sieht, was er gelassen hat – der Mensch allein ist gelassen.“ (Meister Eckhart) Das Wort Gelassenheit ist auf Meister Eckhart, Dominikaner und Theologe des Spätmittelalters, zu- rückzuführen. Gelassenheit bedeu-

In diesem Sinne würde uns etwas mehr Stoa sicherlich guttun. Wenn

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