Cellitinnen 4_2014_051114-1

Glauben Leben

■■ Ich besuche dich. Einsame, Fallengelassene, die „Fort- schrittverlierer“ aufsuchen. ■■ Ich bete für dich. Auf Gott auf- merksam machen, für Leben- de und Verstorbene beten.

hochadligen Stifte- rin. Dies aber war der entscheidende Punkt, nämlich wie Elisabeth ,Barm- herzigkeit‘ für sich selbst verstehen wollte. Es ist eben nicht nur jene „Wohltätigkeit ‚von oben herab’, die zu ihrer Zeit seitens der Hochgestellten üblich war und als durchaus christlich empfunden wurde.

Privilegierter Status

Elisabeth, im Jahre 1207 als un- garische Königstochter geboren, wurde schon kurz nach ihrer Geburt mit dem Sohn des thüringischen Landgrafen verlobt. Im Alter von vier Jahren kam sie zur Erziehung nach Eisenach auf die Wartburg, den Sitz des Grafengeschlechts, in das sie einheiraten sollte. 1221, mittlerweile 14 Jahre alt, heiratete sie Ludwig IV. Zeitgenössische Be- richte haben immer wieder die in- nige Verbindung des jungen Land- grafenpaares betont. In der überaus glücklichen und harmonischen Ehe brachte die junge Frau in rascher Folge drei Kinder zur Welt. Schon in diesen Jahren erfolgte, nach dem Vorbild des hl. Franziskus, die besondere Hinwendung Elisa- beths zu den Armen, Kranken und Notleidenden. Entgegen späterer Legendenbil- dung hat Elisabeths Ehemann ihre christlichen Ideale nicht nur geteilt, sondern auch gegen Anfeindungen des höfischen Umfeldes verteidigt. So verweigerte sie konsequent den luxuriösen Lebensstil, der ihrem hochadligen Stand zugekommen wäre. Am Fuß der Wartburg ließ sie stattdessen ein Armenhospi- tal errichten und begnügte sich keineswegs mit der Rolle einer

Denn sie steigt ,in Person‘ vom Hügel der Wartburg zu den Armen und Kranken hinab, also auch – wie es Richard Völkl ausgedrückt hat – gleichsam „aus den Höhen des Feudalismus…, indem sie, was völlig unkonventionell und für ihre Umgebung ärgerniserregend war, persönlich hilft. Immer wieder berichten die Quellen, dass sie beispielsweise die Kranken ‚per- sönlich’ besucht und ‚eigenhändig’ beschenkt, sie ‚wie eine Magd’ be- dient und pflegt, für sie kocht und wäscht, die niedrigsten ‚Dienste menschlicher Liebe’ verrichtet und ‚sich selbst’ gibt.“ 1227 brach Elisabeths Ehemann zum Kreuzzug in das Heilige Land auf, erlag aber bereits in Südita- lien einer Seuche. Nach dem Tod Ludwigs übernahm sein jüngerer Bruder die Regentschaft bis zur Volljährigkeit von Elisabeths Sohn Hermann. Es kam zum Konflikt um ihr Witwengut, das man ihr vorent- halten wollte, um zu vermeiden,

dass sie dieses Vermögen an die Armen verteilte. Statt sich unter- zuordnen, zog sie es aber vor, die Wartburg mittellos zu verlassen. Den Winter verbrachte sie unter ärmlichen Bedingungen in Eise- nach, schließlich wurde durch Ver- mittlung ihres Beichtvaters Konrad von Marburg ein Vergleich mit der landgräflichen Familie geschlossen. Sie erhielt eine Abfindungssumme sowie Grundbesitz vor den Toren von Marburg zugesprochen. Aus diesen Mitteln hat sie dort 1228 ein Hospital aufgebaut, in dem sie sich nun ganz der Pflege und Betreu- ung Notleidender widmete. Nach rastloser und ihre Kräfte überfor- dernder dreijähriger Tätigkeit starb sie entkräftet am 17. November 1231. Unter sehr großer Betei- ligung der Bevölkerung erfolgte ihre Beisetzung in der Hospitalkapelle. Schon wenige Jahre später, am 27. Mai 1235, wurde Elisabeth hei- liggesprochen. In Deutschland wird ihr Gedenktag am 19. November begangen.

32 CellitinnenForum 4/2014

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