Cellitinnen 4_2014_051114-1

Glauben Leben

Orden vor Ort, Teil III Die Genossenschaft der Cellitinnen zur hl. Gertrud

dort dringend benötigten Pflege von Pestkranken zu widmen. Diese Cellitinnen sollten dann dauerhaft in Düren bleiben, und so erhielten sie durch den Rat der Stadt eine Liegenschaft an der Pletzergasse zum Geschenk. Ein kleines Kloster mit Kapelle wurde errichtet Bald ist ihre Namensgebung ‚zur hl. Gertrud‘ nach der im Jahr 659 gestorbenen Äbtissin von Nivelles, jener populären Schutzheiligen der Kranken, Pilger und Gefangenen bezeugt. Die ‚Wartenonnen‘, wie die Cellitinnen auch genannt wur- den, genossen aufgrund ihrer Tä- tigkeit ein hohes Ansehen. Dies ist durch Stiftungen und Schenkungen belegt. Mit dem Einzug der Franzosen in das Rheinland ab 1794 änderte sich die Lage für die Klöster vollständig. Die Enteignung von Kirchenbesitz wurde wie in Frankreich in die Tat umgesetzt. Lediglich die Orden, die Arme und Kranke pflegten, ent- gingen der Auflösung. Allerdings begann eine Zeit der Einmischung des Staates zulasten der Eigen- ständigkeit der Cellitinnenklöster. Aber auch nach der Franzosenzeit unter preußischer Herrschaft war der klosterfeindliche Geist keines- wegs überwunden. Die Einkünfte flossen weiterhin an die städtische Armenverwaltung, das Sammeln von Spenden blieb untersagt, so Schutzpatronin

In der Blütezeit der Dürener Gemeinschaft waren die Schwestern auch in der stationären Krankenpflege tätig

Die rheinischen Cellitinnen-Ordens- gemeinschaften haben ihre Wurzeln in Beginenkonventen des Spätmit- telalters. Es handelt sich dabei um Zusammenschlüsse von Frauen, die nach selbst gewählten Regeln ein gottgefälliges Leben führten und ihren Unterhalt teils durch Stiftungen teils durch verschiedene Formen von Erwerbsarbeit sicher- stellten. Im 15. Jahrhundert über- nahmen einige Kölner Konvente, die sich vor allem sozial-karitativ betätigten, dann doch eine Ordens- regel, und zwar die des hl. Augus- tinus. Für diese Klöster setzte sich bald die Bezeichnung Cellitinnen durch. Der Wortursprung ist auf die ‚Cellebroeders‘ (cella = das Grab) zurückzuführen. Unter diesem Na- men gab es im Nordwesteuropa dieser Zeit Gruppen von Männern, die sich ebenso wie Frauen in den

Dienst von Hilfsbedürftigen und Sterbenden stellten. Die Sterbe- begleitung, Zuwendung und Nähe, das Trösten und das Gebet mit den Sterbenden sind dann neben der Hauskrankenpflege die zentralen Aufgaben gewesen, derer man sich annahm. Aber auch die Versorgung nach dem Tod war gleichermaßen wichtig. Das Totengeleit, die Für- bitte am Grab und bei den Trauer- gottesdiensten gehörten dazu. Christliche Ordensgeschichte ist aber auch immer die Geschichte der Ausbreitung einer Ordensidee. Das heißt, die Zugkraft einer Bewe- gung erbrachte neue Gründungen im gleichen Geist an einem anderen Ort. So kam es, dass im Jahr 1521 sechs Schwestern aus bestehen- den Kölner Gemeinschaften nach Düren berufen wurden, um sich der

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