Cellitinnen 4_2014_051114-1

Glauben Leben Unsere Pilgerreise endet im Tod Ethische Gedanken zur Hospizbewegung

Dame Cicely Saunders (1918-2005) ist als die Visionärin und Gründerin der weltweiten Hospizbewegung bekannt. Sie begann ihr Arbeits- leben als Krankenschwester, wurde später Sozialarbeiterin und schließ- lich Ärztin. 1967 eröffnete sie in Sydenham im Südosten Londons das erste Hospiz, das St. Christo- pher’s, mit dem Ziel, die Arbeit der Symptom- und Schmerzkontrolle weiter wissenschaftlich zu unter- suchen. Der Dreh-und Angelpunkt von Dame Saunders‘ Arbeit waren aber die Patienten in ihrem ganz- heitlichen Schmerz, und so ist durch sie der Begriff ‚total pain‘ in die Pal- liativmedizin und Hospizbewegung eingegangen. ‚Total pain‘ beinhaltet körperliche, mentale, seelische, soziale und spirituelle Schmerzen, durch die Patienten bis zum Tod hin begleitet werden sollen. „Wir werden alles tun, um sie in einen friedvollen Tod zu begleiten, aber auch alles, um ihr Leben zu unter- stützen, bis sie sterben“, ist heute noch die Hauptaufgabe eines jeden Hospizes. Das lateinische Wort ‚hospitium‘ bedeutet Herberge, ein Ort der Gastfreundschaft für gesunde und kranke Menschen auf einer langen Pilgerreise. Erst seit einigen Jahr- zehnten wurden diese Orte des Ver- weilens zum Hospiz im heutigen Sinn. Ich kann mir keine wichtigere Berufung vorstellen, als Menschen in Not zu pflegen und sie bis in ihren friedlichen Tod zu begleiten.

Die Integration wichtiger (und schmerzlicher) Lebensereignis- se, Vergebung aussprechen und annehmen, Liebe zulassen, oder ganz einfach Zeit miteinander zu verbringen sind die Schlüssel zu einem friedlichen Tod. Ein Leben, das erfüllt war, kann auch zu ei- nem friedlichen Ende kommen, unabhängig von seiner Dauer. Dann ist der Tod nicht ein Feind, der mit allen erdenklichen Mitteln bekämpft werden muss, sondern ein nächster Schritt im Zyklus des Lebens. „Das könnte ich nie“, hörte ich oft, als ich in der aktiven Seelsor- ge im Krebszentrum tätig war, denn nicht jeder hat diese Begabung, Sterbende zu begleiten und einen

des Sterbens ist der gelebte Satz „Du bist uns wertvoll, weil Du bist wie Du bist, und Du bist uns wertvoll bis zum Ende Deines Lebens“, mit dem Dame Saunders die Beglei- tung imHospiz angestoßen hat. Wir sind alle auf einer Pilgerreise durch unser Leben und es gibt viele ver- schiedene Herbergen, in denen wir ausruhen können. Auf den letzten Ort der Gastfreundschaft und auf den Tod sollten wir uns sehr viel besser vorbereiten. Die Mitarbeit im Hospiz ist dazu ein sehr guter Lehrer.

Dr. Sylvia Klauser

Menschen auf den Tod vorbereiten ist eine Berufung, die man sich nicht aus- sucht. Oft hatte ich das Gefühl, einen heiligen Moment

zu erleben, wenn Familie und Freunde um das Bett

eines geliebten Menschen stan- den und ihn mit guten Gedanken und Gebeten aus diesem Le- ben gehen ließen. Dieser heilige Moment

CellitinnenForum 4/2014 37

Made with