Cellitinnen 4_2016

Profile | Personen

Immer imDienst für ‚das Kapellchen‘ Hans Osterberg und das Krankenhaus St. Josef

Was macht ein katholisches Kran- kenhaus aus? So lautete vor eini- gen Ausgaben unser Titelthema. Heute können wir noch eine Ant- wort auf diese Frage ergänzen und diese gleichzeitig mit einer Gratulation verbinden: Seit mehr als 60, ja eigentlich seit 70 Jahren ist die Geschichte von Hans (‚Hänn- schen‘) Osterberg eng mit der des ‚Wuppertaler Kapellchens‘, dem Krankenhaus St. Josef, verknüpft. Denn bereits 1946 machte er die erste Bekanntschaft mit der Klinik und den damals dort tätigen Bor- romäerinnen: Hebamme Schwester Erhardis holte ihn auf die Welt. Auf- gewachsen ist Osterberg bei seinen Großeltern. Beide waren gesund- heitlich angeschlagen. Die Oma ver- brachte mehrere Wochen und das Weihnachtsfest 1956 im St. Josef. Was tun mit dem Jungen, der sie täglich besuchte? Die Schwestern nahmen sich des Kleinen an. Nach der Schule kam er ins Kranken- haus, bekam ein Mittagessen und machte seine Hausaufgaben. Dafür sang er mit den Ordensfrauen in der Weihnachtszeit auf den Stati- onszimmern, half später auf dem Dachgarten bei der Gemüse- oder Erdbeerernte und ging auch sonst zur Hand, wo es nötig war, so half er unter anderem auch in der Pflege. Von den Schwestern lernte er im Laufe der Zeit viele nützliche Dinge wie das Nähen. Als die Großmutter starb und der Opa schwer krank

wurde, stand für Osterberg nach der Arbeit das fertig verpackte Abendessen für den Opa und ihn in der Krankenhausküche schon bereit – 13 Jahre lang. Das Kran- kenhaus war längst sein Zuhause, die Schwestern seine Familie. Die enge Beziehung zwischen Osterberg, den Ordensschwes- tern und der Klinik konnte nichts erschüttern – bis heute, obwohl die Borromäerinnen längst in ihr Mutter- haus nach Trier zurückgekehrt sind. Fast jeden Tag kommt der Rentner zu seinem ‚Kapellchen‘, besucht Kranke, hört zu, macht Mut, legt Hand an, sortiert die Blumen in der Kapelle, baut in der Adventszeit die Krippe auf, spielt den Nikolaus, und hat für alle, egal ob Ärzte, Pflegende und Hausdamen, immer ein gutes Wort. An Fronleichnam sorgt er dafür, dass der Prozessionsweg immer am St. Josef vorbeiführt. In

aller Herrgottsfrühe verwandelt er den Haupteingang in ein Blumen- meer. Blüten und Blumen spen- dieren ihm die Händler dafür, dass er sie in sein Gebet miteinschließt. Jeden Sonntag um 8:10 Uhr ruft er Schwester Hildegarde in Trier an. Dann rufen im ‚Kapellchen‘ die Glo- cken zur Messe und die Ordens- frau hört durch das Telefon zu. Zu ihrem Geburtstag fuhr er als Über- raschungsgast von Wuppertal nach Trier. Dreieinhalb Stunden dauer- te eine Fahrt – „aber das hat sich gelohnt!“, meint er. Osterberg gibt im ‚Kapellchen‘ dem katholischen Glauben und der Nächstenliebe ein Gesicht. „Ich wünsche mir sehr, dass jemand diesen Gedanken wei- terführt, wenn ich mal nicht mehr kann. Vieles hat sich verändert in den letzten Jahren. Doch ich mache weiter, so lange der liebe Gott das zulässt.“

26 CellitinnenForum 4/2016

Made with