Cellitinnen 4_2016

Glauben | Leben

Wegbegleiter des Lebens XXIV. Teil Der hl. Nikolaus

Seine Volkstümlichkeit ist kaum zu überbieten – den hl. Nikolaus kennt im wahrsten Sinne des Wortes jedes Kind. Eine Vielzahl von Le- genden und Geschichten sind welt- weit verbreitet. Das ganze Erzählgut über ihn handelt vor allem von den guten Taten des Heiligen, der die Menschen in vielerlei Hinsicht be- schenkt – mit gutem Rat, Fürsorge und Beziehung, mit konkreter Hilfe- stellung. Dass wir selber schenken und beschenkt werden, dass je- mand selbst durch seine Liebens- würdigkeit und Eigenart anderen zum Geschenk werden kann – es gibt doch kaum Schöneres. Dazu kommt, dass wir die wichtigsten Dinge im Leben eben nicht selber machen können, so dass wir sie uns schenken lassen müssen. Nicht von ungefähr war in früheren Zeiten der Gedenktag des hl. Ni- kolaus am 6. Dezember Anlass zur Bescherung. Tief ist dieses Brauch- tum auch nach wie vor verwurzelt, wenn kleine und große Kinder ihre Schuhe oder Stiefel am Nikolaus- abend vor die Zimmertür stellen, um sie am nächsten Morgen mit guten Gaben gefüllt zu sehen. Schenken und beschenkt werden lenkt den Blick vom Nikolaustag hin auf den Advent und auf das Weihnachts- fest. Der Advent ist die Zeit der Vor- bereitung auf das Weihnachtsfest. Dann werden wir beschenkt mit der Geburt Jesu Christi. Gott hat ihn, seinen Sohn, als Offenbarung seiner Liebe, Güte und Menschen-

freundlichkeit in die Welt gesandt, „damit wir durch ihn leben“ (1.Joh 4,9).

wenn auch immer mehr der ‚Weih- nachtsmann‘ als Kunstfigur der in- dustriellen Werbewelt und ‚säkula- res Derivat‘ des hl. Nikolaus in den Vordergrund getreten ist. Die kultische Verehrung hat ihren Ursprung in der griechisch ge- prägten Kirche des Ostens. Dort entstanden noch vor der Jahrtau- sendwende die Bezeichnungen eines ‚Hyperhagios‘ und ‚Thauma- turgs‘, also eines herausragenden Heiligen und Wundertäters. In der westlichen Hemisphäre der Kirche

Bischof von Myra

Die populäre Figur des Nikolaus ist allgegenwärtig, während die histori- sche Person des heiligen Bischofs dagegen eher dürftig überliefert ist. Gesichert ist die Existenz eines Bischofs von Myra in Kleinasien, dem heutigen Demre, der wahr- scheinlich in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts lebte. Aller- dings vermischten sich die Berichte über seine Wundertaten bald mit denen eines gleichnamigen Abtes und Bischofs des sechsten Jahr- hunderts, der ebenfalls in der his- torischen Landschaft Lykien im Südwesten der heutigen Türkei lebte und wirkte. Dass der hl. Nikolaus sozusagen aus zwei Personen zusammen- gesetzt ist, hatte dann auch Aus- wirkungen auf die liturgische Form seiner Verehrung. Nach dem Zwei- ten Vatikanischen Konzil wurde wegen dieser historischen Unein- deutigkeit der Gedenktag aus dem Römischen Generalkalender ent- fernt. Der Brauchtumsfigur tat dies aber keinen Abbruch,

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