Cellitinnen 4_2016

Lehren | Lernen

Man lernt nie aus! Auf spätem Weg zur examinierten Pflegekraft

Auf Dauer war dies unbefriedigend. Seniorenhausleiter Helmut Klein er- kannte ihr Potenzial und ermutigte sie, die dreijährige Ausbildung nach- zuholen. Monika Barawons ging diesen Weg und drückte neben der Arbeit noch einmal die Schul- bank. Schwierigkeiten bereitete ihr anfangs die deutsche Sprache. Ne- ben den Pflegehandbüchern lagen griffbereit eine deutsche Gramma- tik, der Duden und das polnisch- deutsche Wörterbuch. Der Einsatz lohnte sich, schnell kam sie im Un- terricht gut mit, nicht zuletzt weil ihr die in Polen erworbenen Kenntnisse nun zugutekamen. Heute ist sie froh, den Schritt der ‚späten Ausbildung‘ gemacht zu haben. In der Behandlungspflege ist sie nun voll einsatzfähig, ihre Arbeit reduziert sich nicht mehr nur auf Handreichungen. Ihre nächs- ten Ziele hat die frischgebackene examinierte Altenpflegerin schon im Blick: Die Weiterbildung zur Praxisanleiterin möchte sie unbe- dingt machen, danach vielleicht die zur Wohnbereichsleitung. Auf der kommenden Personalentwick- lungsklausur der Seniorenhaus GmbH wird sie ihre Ziele darlegen und mit den Personalentwicklern planen. Die volle Unterstützung ihres Seniorenhausleiters und der Bereichsleiterin SKB und Pflege, Ewa Martens, hat sie schon jetzt.

Monika Barawons

In ihrer Heimatstadt Alicante gab es für die junge Frau keine berufliche Zukunft, trotz ihrer sehr guten Aus- bildung. In Spanien ist die Jugend- arbeitslosigkeit sehr hoch, sie liegt seit Jahren konstant bei 50 Prozent. Selbst ein Hochschulabschluss ist kein Garant für einen Job, auch nicht für einen weniger qualifizier- ten. Viele junge Menschen wohnen noch bei ihren Eltern, einfach weil das Geld für die eigenen vier Wände nicht reicht. Als die junge Spanierin von dem Projekt ‚Oportunidad‘ der Kölner Caritas hörte, überlegte sie nicht lange und bewarb sich. Die Hürden waren hoch gesteckt. Nicht jeder wurde in das Programm auf- genommen: In Alicante durchlief sie ein Bewerbungsverfahren, in Deutschland standen zunächst ein siebenmonatiges Praktikum und Deutschintensivkurse an, bevor sie mit der Ausbildung beginnen konnte. Sara Sánchez-López

Monika Barawons arbeitet imDüre- ner Seniorenhaus St. Ritastift. Seit August ist sie examinierte Alten- pflegerin. Ihr Examen bestand sie mit einer stolzen 2,0. Die gebürtige Polin kann auf eine fünfjährige Aus- bildung in ihrer Heimat zur Kranken- und Gesundheitspflegerin zurück- blicken, allerdings wurde diese in Deutschland nicht anerkannt. Dazu hätte sie in Polen in ihrem Beruf arbeiten müssen. Da sie aber dort keine Stelle fand, blieb die Aus- bildung unvollständig. In Deutsch- land arbeitet sie seit 2012 im Seniorenhaus St. Ritastift als Pfle- gehelferin. Schnell merkte Monika Barawons, dass sie in der täglichen Arbeit an ihre Grenzen stieß. Der Einsatzbereich von Pflegehelfern ist gesetzlich klar definiert. Daher musste sie viele Aufgaben den examinierten Kräften überlassen, trotz ihrer in Polen erworbenen Kenntnisse.

Sara Sánchez-López kam vor drei- einhalb Jahren nach Deutschland.

CellitinnenForum 4/2016 39

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