Cellitinnen 4_2017_letzte_Fassung
Kultur | Freizeit
Mobile Hilfe Madagaskar e.V. Ein Reisebericht aus dem Land der roten Erde
Madagaskar! Eine Insel vor Afri- ka, die nach Urlaubsabenteuer und traumhaften Sandstränden klingt. Aber tatsächlich auch ein Land, das zu den ärmsten unserer Welt zählt. Korruption in der Ver- waltung, schlechte medizinische Versorgung, Familien, die täglich auf der Straße ums Überleben kämpfen und eine sehr schlechte Infrastruktur prägen leider das Bild der Städte und Dörfer. Meine Kollegin Giovanna Giorgio und ich beschlossen, unseren eh- renamtlichen Einsatz in diesem Jahr in Madagaskar zu leisten. Im Land ‚der roten Erde‘ unterstützten wir die Arbeit von Tanja Hock, die als deutsche Hebamme und Rettungs- sanitäterin mit Lehrberechtigung für Hebammen und Krankenschwes- tern nach Madagaskar kam und dort sesshaft geworden ist. Sie gründete den Verein Mobile-Hilfe- Madagaskar e.V., welcher sich un- ter anderem das Ziel gesetzt hat, die Mütter- und Säuglingssterblich- keit im Land zu senken. Unsere Wirkungsstätte war Ambo- vo, ein Buschdorf mit etwa 2.000 Einwohnern, 17 Kilometer von der Hauptstadt Antananarivo, von den Einheimischen Tana genannt, ent- fernt. Die Bewohner leben dort ohne Strom und fließendes Wasser. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es erst in drei Kilometern Entfernung. In Ambovo befinden sich unter einem Dach eine Ambulanz, eine
Krankenstation und ein Kreißsaal, die alle auf- grund des Einsatzes von Tanja Hock ge- baut werden konnten. Dank Spendenmitteln und der Unterstützung deutscher Ärzteteams, die zweimal jährlich operieren, und ehren- amtlicher Hebammen sind die Behandlungen für die Bevölkerung kostenlos. Tanja Hock bietet aber auch mo- bile medizinische Hilfe an, wie der Name des Vereins schon sagt: Ein Rettungswagen,
geuntersuchungen sowie Geburten durchzuführen und dabei Hilfestel- lungen zu geben und Wissen zu vermitteln. In Madagaskar absol- vieren Hebammen eine kombinierte dreijährige Krankenschwester- und Hebammenausbildung, sodass die Wissensdefizite bei der praktischen Hebammenarbeit teilweise sehr groß waren. Mitunter kam es vor, dass eine Kollegin nicht sagen konnte, wie lange eine Schwanger- schaft in Wochen dauert. Meine Kollegin und ich arbeiteten in acht-und-24-Stunden Schichten, mit ein bis zwei madagassischen Hebammen pro Schicht. Im Schnitt gibt es 40 Geburten pro Monat. Dienstag- und Donnerstagvormit- tag führten wir Schwangerschafts- vorsorgen durch. Der Kreißsaal war
ein Zahnarztmobil, in dem täg- lich etwa 30 Patienten behandelt werden, und ein Hebammenmobil sind regelmäßig im Einsatz. Das Hebammenmobil versorgt zweimal pro Woche obdachlose Frauen in Tana und Bewohner in entlegenen Buschdörfern. Zudem steht für die- se Aufgabe ein Ultraleichtflugzeug zur Verfügung. Unsere madagassischen Heb- ammen-Kolleginnen hießen uns herzlich willkommen und gaben uns das Gefühl, gleich ein Mitglied ihres Teams zu sein. Sie waren hoch- motiviert zu lernen, denn unsere Aufgabe bestand im Wesentlichen darin, mit den einheimischen Heb- ammen Schwangerschaftsvorsor- Zuerst die Arbeit…
CellitinnenForum 4/2017 59
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