Cellitinnen 4_2018_Web

Titel | Thema

zur hl. Maria in der Pflege der älteren Schwestern weiter- arbeiten konnte. Das Geld war nicht der Grund, mir fiel ohne Aufgabe die Decke auf den Kopf. So übernahm ich zehn Jahre lang die Nachtschichten. Heute komme ich noch fast täglich vier bis fünf Stunden ins Kloster und fahre die mir so lieb gewonnenen Schwestern durch den Garten, lese ihnen etwas vor und bringe sie zum Lachen, ehrenamtlich, versteht sich. Das Schöne am Alter ist, dass einen niemand und nichts drängelt. Ich bestimme über meine Zeit und kann machen, was ich will. Das genieße ich.

Wilma Weiß , gelernte Weißnäherin, Telefonistin, *1931

„Es muss immer weitergehen“, das ist mein Lebens- motto. 40 Jahre lang war ich verheiratet, hätte auch gerne Kinder gehabt, aber es sollte nicht sein. Als mein Mann und ich in Rente gingen, haben wir die Zeit ge- nossen und viel unternommen. Nein, das sogenannte ‚Nichtstun‘ fiel uns nicht schwer. Nach dem Tod meines Mannes war ich froh, meine jüngere Schwester und Freunde zu haben. Die halfen mir über die schwere Zeit. Doch dann kamen die ‚Wehwehchen‘. Die große Wohnung aufgeben zu müssen, fiel mir sehr schwer. Doch da musste ich durch. Heute denke ich, das hätte ich mal früher machen sollen, es ist doch wunderbar hier im Seniorenhaus Heilige Drei Könige. Meine Tage haben einen festen Rhythmus, ich habe keine Verpflichtungen mehr, besuche Bekannte, gehe bummeln oder mit meiner Schwester auf den Friedhof. Ich bin ein rundum zufriedener Mensch und lasse das Morgen gelassen auf mich zukommen – es kommt, wie es kommen will.

Hedwig Schlegel , eh. Diätassistentin, *1945

Als mein Mann die Diagnose Demenz erhielt, hat sich unser Leben grundlegend geändert. Doch wir gingen die Dinge an und regelten, was es zu regeln gab: Bankge- schäfte und Steuererklärungen, Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht gehörten dazu. Ich bin jemand, der die Zügel in die Hand nehmen kann. Eigentlich wollten wir die Weichen gründlich stellen, das Haus verkaufen und in zwei kleinere Wohnungen in das Seniorenhaus Maria Einsiedeln ziehen. Doch die Krankheit schritt zu schnell voran und so pflegte ich meinen Mann bis zum Schluss zu Hause. Anderthalb Jahre nach seinem Tod konnte ich meine Wohnung in der Cellitinnen-Ein- richtung beziehen. Seitdem nehme ich mir viel Zeit für Dinge, die ich gerne tue und die mich erfüllen. Ich bepflanze meine kleine Terrasse und die Beete drum- herum, engagiere mich regelmäßig im benachbarten Seniorenhaus ehrenamtlich, pflege den Kontakt zu Freunden und Familie und freue mich, neue Dinge auszuprobieren, wie aktuell die Veeh-Harfe. Das Alter, so wie es sich jetzt anfühlt, macht mich zufrieden. Ich trauere den Schuhen mit hohen Absätzen nicht nach, stehe zu meinen grauen Haaren und akzeptiere das Leben, so wie es ist und ich es mir gestalte.

Anita Fröhlen , eh. Krankenschwester, *1940

Das Alter? Ja, manchmal tut es etwas weh, so wie mein Rücken jetzt. Trotzdem, ich kann nicht stillsitzen. Seit meiner Pflegeausbildung arbeite ich mit Ordensschwes- tern zusammen. Ich bin froh, dass ich nach meinem Renteneintritt vor 18 Jahren im Kloster der Cellitinnen

11

CellitinnenForum 4/2018

Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online