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KRANKENPFLEGE ZWI SCHEN MUT TERHAUS UND HOSP I TAL ( 1 87 1 –1 9 1 8 )
MODERNE MED I Z I N
Röntgenstrahlen, Anästhesie und Chirurgie
Die Entdeckung der Röntgenstrahlen 1895 durch Wilhelm Conrad Röntgen (1845– 1923) war eine Revolution für die medi zinische Diagnostik. Knochenbrüche, Fremdkörper sowie Gallen- oder Nieren- steinbildungen konnten leicht erkannt werden. Mit der Einführung von Kontrast- mitteln im Jahr 1904 wurde es dann mög- lich, auch Erkrankungen der sogenann- ten „Hohlorgane“ wie Magen oder Blase darzustellen. Diese „internistische Rönt- genphotographie“ war von moderner Bild gebung allerdings noch weit entfernt, u.a. wegen der sehr langen Belichtungszeiten. Die Röntgentechnik erlaubte dank ver- besserter Diagnostik eine moderne Chir- urgie. Die „Anästhesie“ zur Betäubung hatte sich allerdings seit dem 19. Jahr hundert kaum geändert: Man nutzte Chloroform oder Äther, die eingeatmet werden mussten, oder, bei Lokalanästhe- sie, kokainhaltige Lösungen, die um das Operationsgebiet herum injiziert wurden. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts verbes- serten sich die Verfahren der Anästhesie. So konnten durch die genauere Dosierung der Anästhetika Nebenwirkungen und Narkosefehler reduziert werden. Im St. Vinzenz-Hospital führte Dr. Dreesmann allein 1911 rund 670 größere Operationen unter Vollnarkose durch. Die zahlreichen kleineren Eingriffe unter Lokalanästhesie wurden in der Statistik nicht aufgeführt.
CH I RURGI E Professor Dr. Heinrich Dreesmann führte die Chirurgie im St. Vinzenz-Hospital ein.
MI T CH I RURG I E ZUM VOLLWERT I GEN KR ANKENHAUS
Im Jahr 1900 versorgten Ärzte und Schwestern des Hospitals 780 Patienten, 1905 sollten es rund 1.400 sein, fünf Jahre später bereits über 1.800. Ver- brachten die Patienten um 1900 durchschnittlich 50 Tage im Hospital, sank die Verweildauer bis 1910 auf vier Wochen. Angesichts der steigenden Patientenzahl erstaunt die Entwicklung der Bet- tenzahlen: Sie sank zwischen 1902 bis 1910 von 220 auf 204. 1905 standen mit 120 Betten sogar weni- ger zur Verfügung als in den Anfangsjahren. Mög- licherweise sind die Zahlen nicht korrekt überlie- fert, zugleich könnte der Tiefstand um 1905 mit tiefgreifenden Veränderungen und Modernisie- rungen jener Jahre zusammenhängen. Bis zur Jahrhundertwende hatte man vor allem innere Erkrankungen behandelt und kaumchirur gische Eingriffe vorgenommen. Dafür fehlten die medizinischen Einrichtungen und das Fachper- sonal. Das änderte sich 1903, als mehrere Opera tionsräume und ein Röntgenzimmer eingerichtet wurden. Die Leitung der chirurgischen Abteilung übernahm Professor Dr. Heinrich Dreesmann, Chirurg und ärztlicher Leiter des Vinzenzhauses in der Kölner Eintrachtstraße.
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