St. Vinzenz-Hospital.indd

ZWI SCHEN KRANKENHAUSF I NANZ I ERUNGSGESETZ UND VERBUND ( 1 97 1 -1 994 )

ten drei große Hochhäuser mit insgesamt 550 Bet- ten errichtet werden, außerdemein neues Schwes- ternwohnheim. In den Untergeschossen war ein autonomer Krankenhausbereich mit 120 Betten vorgesehen, der, bunkerartig ausgebaut, imKriegs- fall die medizinische Versorgung aufrechterhal- ten sollte. Nach Fertigstellung aller Neubauten war schließlich geplant, das Hospitalgebäude von 1928 abzureißen und dort wieder einen Garten anzulegen. Die Vinzentinerinnen misstrauten diesen Planun- gen wohl von Beginn an, sie schienen ihnen über- dimensioniert. Daraus machte Provinzialoberin Schwester Lüfthildis keinen Hehl, als sie das Vor- haben Anfang März 1972 der Krankenhauskom- mission des Generalvikariats vorstellte. Sie bedau- erte, dass alle Bemühungen, „den bestehenden Altbau durch Umbauten zu vergrößern und zu modernisieren“, von den Behörden abgelehnt wor- den waren. Nur mit „großen Bedenken“ habe man der Neuplanung zugestimmt. Sorgen bereitete den Schwestern vor allem die Personalsituation: Wie sollte der Orden, dem zunehmend der Nach- wuchs fehlte, ein deutlich größeres Krankenhaus betreuen? 1974 erteilte das Land schließlich die Baugenehmi- gung. Investitionen in den Altbau unterblieben nun, da dieser abgerissen werden sollte. Aller- dings verschob sich auch der Beginn für den Neu- bau aufgrund der ungünstigen Finanzlage des Landes immer wieder. Der Investitionsstau war bald spür- und unübersehbar: Die Heizung war defekt und in die undichten Fenster der OP-Räume wuchs der Efeu hinein. Das Land NRW drohte, sich beim landesweiten Krankenhausbau finan­ ziell zu übernehmen; beim Bau des Universitäts- klinikums Aachen liefen etwa zeitgleich die Kosten völlig aus dem Ruder. Gesundheitsminister Fried- helm Farthmann verkündete 1977, dass es auf absehbare Zeit keinen Neubau des St. Vinzenz- Hospitals geben werde. Die Nachricht war scho- ckierend, auch die bereits vorhandenen alterna­ tiven Ausbaupläne waren auf Eis gelegt. Wegen der jahrelangen Fehlplanungen und der unter- bliebenen Investitionen war das Hospital baulich und wirtschaftlich in einer desolaten Verfassung.

AM PULS DER ZE I T: ANÄSTHES I E UND E I NE I NTENS I VSTAT ION

Während Bauten geplant und verworfen wurden, gab es in diesen unruhigen 1970er Jahren auf medizinischem Gebiet wichtige Neuerungen, vor allem in der Anästhesie. Seit den 1960er Jahren hatte sich dieses Fachgebiet deutlich weiterent­ wickelt. Narkosemittel wurden per Injektion ver- abreicht, die Narkose wurde besser an die Schwere des Eingriffs angepasst und die Patienten konn- ten besser überwacht werden. Dies ermöglichte längere und komplizierte Operationen und eröff- nete der Chirurgie neue Wege. Die Weiterentwick- lungen in der Anästhesie wirkten sich ebenso auf die Pharmazie, Chirurgie undMedizintechnik aus. Auch bei der Pflege erhöhten sich dadurch die An- forderungen, Patienten mussten intensiver betreut werden. Die Fortschritte in der Anästhesie griff man im St. Vinzenz-Hospital früh auf. Der 1973 eingestellte Anästhesist Dr. Ludwig Wörner richtete als leiten- der Arzt eine selbstständige Anästhesieabteilung ein. Er initiierte auch den Aufbau einer Intensiv­ station, die 1974 im dritten Stock des Hospitals er- öffnet werden konnte. Diese Investition war, trotz angespannter Finanzlage, ein Highlight. Damit war das St. Vinzenz-Hospital neben dem Univer- sitätsklinikum eines der ersten Krankenhäuser im Kölner Raum mit einer eigenen Intensivstation. Sie war nach neuesten Erkenntnissen gestaltet: im Boxensystem mit Schiebetüren, angeschlossenen Versorgungsräumen und einer Überwachungs- zentrale. Die Intensivstation verfügte über acht Betten, insgesamt waren es im St. Vinzenz-Hospi- tal Ende der 1970er Jahre 372.

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