VitaminW_01_2018

Titelthema

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Zuhause bleiben solange es geht Das Projekt Familiale Pflege unterstützt Angehörige mit individueller Beratung und viel Herz Ursula Jüdell und ihr Mann Peter hatten sich auf den Ruhestand gefreut. Sie wollten gemein- sam reisen, ihren Hobbies nachgehen – was man sich eben vornimmt, wenn das Berufsleben endet und man endlich viel Zeit zur Verfügung hat.

Fotos: © Anna Schwartz

Aber leider spielte die Gesundheit von Peter Jüdell nicht so mit. Verschiedene Herz-und Nierenerkrankungen zwangen ihn zunehmend öfter zu einem Krankenhausaufenthalt. Nach einigen Jahren kamen Parkinsonsymptome hinzu. Der Alltag zuhause wurde immer beschwerlicher, immer mehr musste seine Frau Ursula ihm abnehmen, immer seltener bewegte er sich aus dem Haus. Als sich dann auch noch erste Erscheinungen von Demenz zeigten, wurde Ursula Jüdell klar: „Ich muss mich damit auseinandersetzen, dass mein Mann dauerhaft Pflege braucht.“ Und gleichzeitig war sie auch entschieden in ihrer Haltung: „Er bleibt hier, ich übernehme das. Ich bringe es nicht übers Herz, meinen Mann in eine Altenpflegeeinrichtung zu geben.“ Seit dieser Entscheidung sind rund vier Jahre vergangen. Ursula Jüdells Leben hat sich komplett verändert. „Ich bin heute sehr fremdbestimmt“, erzählt sie. „Ich helfe meinem Mann beim Anziehen, beim Duschen, bei der Medikamen- tengabe, ich organisiere und begleite seine vielen Arzt-und Physiotermine. Das ist ein Fulltime-Job.“ Trotzdem bleibt sie bei ihrer Entscheidung. „Wir sind seit 44 Jahren ver- heiratet“, erklärt die pensionierte Lehrerin, „so lange ich es schaffe, möchte ich meinen Mann in seinem gewohnten Umfeld pflegen.“ Obwohl der Alltag oft ganz schön an den Nerven zerrt. „Vor allem dieser Formular- und Behördendschungel, durch den ich mich seit Jahren kämpfen muss, frustriert mich“, stöhnt Ursula Jüdell. Als wahren „Glücksfall“ bezeichnet sie den

Kontakt zu Andrea Hettwer-Oexemann und Annette Preuschl vom Team der Familialen Pflege am Petrus- Krankenhaus. Als ihr Mann dort im Krankenhaus lag, lernte sie beide über den Sozialdienst kennen. Sie erfuhr vom Kursangebot der Familialen Pflege, wo sie nicht nur viele nützliche Informationen für ihren Pflegealltag bekommen, sondern sich auch mit Gleichgesinnten austauschen konnte. Annette Preuschl half ihr, eine Pflegestufe zu beantragen, dank der die Jüdells nun endlich die passenden Hilfsmittel bestellen können. Außerdem kam die Pflegetrainerin mehr als sechs Wochen persönlich zu ihnen nach Hause und gab Ursula Jüdell bei ihren Besuchen viele wertvolle Tipps für den Pflegealltag. „Für die Angehörigen ist Pflege sehr anstrengend, sowohl körperlich als auch seelisch“, erläutert Andrea Hettwer- Oexemann. „Wir raten daher, Angebote wie das unsere

Ursula Jüdell ist froh, den Kontakt zum Team der Familialen Pflege am Petrus- Krankenhaus gefunden zu haben. Meh- rere Wochen kam Pflegetrainerin Andrea Hettwer-Oexemann (im Bild rechts) sogar zu den Jüdells nach Hause, um Ursula Jüdell und ihren Mann Peter gezielt und indivi- duell vor Ort zu beraten. Auch beim Antrag auf die passende Pflegestufe bekam Ursula Jüdell Unterstützung von den Pflegetraine- rinnen.

Vitamin W – Das Gesundheitsmagazin für Wuppertal – Ausgabe 1.2018

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