einfachCellitinnen_2_2025_final

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Cellitinnen einfach Das Magazin der Stiftung

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Herzlich- keit

Gelassenheit

Persönliche Zuwendung

„Einfach da sein“

Gemein- schaft

Dank- barkeit

Wahr- haftigkeit

Verantwor- tungs- bewusstsein

Beschei- denheit

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Editorial

Willkommen!

Unternehmenswerte bilden die Grundlage für Verhalten und Entscheidungen. Sie geben Orientierung, prägen die Unternehmens identität, können Mitarbeiter motivieren und an das Unternehmen binden. Sie sind kein ‚nice to have‘, sondern ein zentrales Element der Unternehmensführung. Im besten Fall sorgen sie dafür, dass alle an einem Strang ziehen. Folgerichtig hat die Stiftung der Cellitinnen einen Wertekanon entwickelt, der aus drei Ebenen besteht und das, was bisher in den beiden ursprünglichen Trägerorganisationen galt, sinnvoll miteinander verbindet: den Claim ‚Einfach da sein‘ aus den Einrichtun gen der Süd-Cellitinnen, die Grundwerte, also die innere Haltung, die vielen Mitarbei tern der Nord-Cellitinnen bekannt sind, und die ‚Leitbilder‘ sowie die ‚Christliche Orien tierunge‘, die das wünschenswerte Handeln in den einzelnen Einrichtungen an konkreten Beispielen veranschaulichen.

Hoffnungswege Die Botschaft von Kardinal Van Thuân für unsere Zeit

Hoffnungswege Die Botschaft von Kardinal Van Thuân für unsere Zeit

Thomas Gäde (li), Gunnar Schneider (re)

Weitere Informationen finden Sie auf Seite 25.

Waren es bis in die 90er Jahre die Ordensschwestern der beiden Gemein schaften, die durch ihre Arbeit und ihre Haltung Werte wie Gemeinschaft, persönliche Zuwendung oder Herzlichkeit in den Häusern verkörperten, so müssen diese nach dem altersbedingten Rückzug der Ordensfrauen auf andere Weise lebendig gehalten werden. Dieses Erbe als Grundlage der Zusammenarbeit und zum Wohle der Patienten und Bewohner wach zu halten, war beiden Stiftungen ein großes Anliegen. Aufgrund der geistigen Nähe musste für die 2022 aus den beiden Trägerorganisationen entstandene ‚Stiftung der Cellitinnen‘ das Rad nicht neu erfunden werden, sondern es konnte Bestehendes aus beiden Organisationen ergänzt und zusammenge führt werden. Ganz im Sinne von ‚Einfach da sein‘ möchten wir Ihnen gleichzeitig das Pro jekt der Ordensgemeinschaft der Cellitinnen nach der Regel des hl. Augus tinus in Afrika sehr ans Herz legen. Die Ordensschwestern wollen in der DR Kongo ein Wohnheim bauen, das Mädchen eine Ausbildung und damit eine Perspektive für ihr Leben bietet. Nur mit Ihrer Hilfe kann das Projekt wie geplant realisiert werden. Mehr dazu erfahren Sie ab Seite 20. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen der folgenden Artikel und: Genießen Sie den Sommer!

Samstag, 20.09.2025, Köln-Longerich Kloster der „Cellitinnen zur hl. Maria in der Kupfergasse“ EINLADUNG 2. Kölner Kardinal Van Thuân-Forum Samstag, 20.09.2025 • Köln-Longerich Kloster der „Cellitinnen zur hl. Maria in der Kupfergasse“ Einladung 2. Kölner Kardinal Van Thuân-Forum

Weitere Informationen: www.kardinal-van-thuan.de Weitere Informationen: www.kardinal-van-thuan.de Kloster/Stiftung der Cellitinnen Graseggerstr. 105 • 50737 Köln Kloster/Stiftung der Cellitinnen Graseggerstr. 105 • 50737 Köln

Eine verbindliche Anmeldung für das Forum ist erforderlich, bis 05.09.2025 per E-Mail: anmeldung.stiftung@cellitinnen.de Die Teilnahme am Forum ist kostenfrei.

Eine verbindliche Anmeldung für das Forum ist erforderlich, bis 05.09.2025 per E-Mail: anmeldung.stiftung@cellitinnen.de

Die Teilnahme am Forum ist kostenfrei.

Veranstalter: Stiftung Hoffnungswege in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk Köln

Das 2. Kölner Kardinal Van Thuân-Forum ist ein Beitrag zum Heiligen Jahr 2025: www.heiligesjahr2025.de

Thomas Gäde

Gunnar Schneider

Veranstalter: Stiftung Hoffnungswege in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk Köln

Das 2. Kölner Kardinal Van Thuân-Forum ist ein Beitrag zum Heiligen Jahr 2025: www.heiligesjahr2025.de

Vorstand der Stiftung der Cellitinnen

Foto: bolle@multumediadesign.net

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Inhalt

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Ein Mutterherz

Füreinander da sein

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Franziskanische Gastfreundschaft

Behandlung von asbestbedingtem Krebs

Eine gute Gemeinschaft stärkt

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Meldungen

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Natürliche Nähe, gesunde Zukunft

Hoffnung schenken im Heiligen Jahr

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Ich hatte immer das Glück, wieder von vorne anzufangen"

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Die Crux mit dem Reflux

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Erinnerungen zum Anfassen

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Die plötzliche Rückkehr der Lebensqualität

Wie gehen wir miteinander um?

Teilhabe statt Ausgrenzung

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„Werte willkommen!“

einfach erreichbar 3 Editorial 57 Impressum 58 Wo wir sind 59 Wer wir sind

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Achskorrektur des Kniegelenks

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Interdisziplinäre Zusammenarbeit rettet Bein und Leben Wenn Beine und Arme nicht mehr gehorchen Optimale Versorgung nach einem Herzstillstand

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Fundamente unseres Handelns

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Mitarbeiter motivieren und binden

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Integration durch Beschäftigung

einfach verwurzelt 20

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Wundversorgung in der Geriatrie

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Mädchen eine Perspektive geben

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Mäutiktrainer stellen sich vor

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Kardinal Van Thuân – ein Zeuge der Hoffnung

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25 Jahre Cellitinnen-Hospiz St. Marien

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einfach aktuell

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Königin in der Schmerzklinik

Kerstin Baumann leitet die Zentralapotheke St. Franziskus

Das Cellitinnen-Kranken haus St. Franziskus hat te Besuch von einer ‚Königin‘: Seit kurzem schmückt eine Figur des Holzbildhauers Ralf Knob lauch die Schmerzklinik in Köln-Ehrenfeld. Vermit telt wurde das Kunstwerk von einer Patientin – als Zeichen der Dankbarkeit und Verbundenheit. Der 1964 geborene Tisch

Neue Leiterin der Zen tralapotheke des Cel litinnen-Krankenhau ses St. Franziskus ist Kerstin Baumann. Die Fachapothekerin für klinische Pharmazie ist eine langjährige Mitar beiterin der Apotheke

und hat sich als stellvertretende und kommis sarische Leitung für die Position empfohlen. Die Zentralapotheke beliefert vom Standort Kerpen-Türnich aus aktuell 27 Häuser im gan zen Rheinland. Baumann wurde 1985 in Fre chen geboren. Von 2004-2008 studierte sie Pharmazie an der Universität Bonn. Bereits im Jahr 2009 absolvierte sie ihr Praktisches Jahr in der Zentralapotheke St. Franziskus, in der sie seit dem Jahr 2010 als Apothekerin tätig ist. Den Abschluss als Fachapothekerin machte sie 2014. Die Abteilung ‚Klinische Pharmazie‘ leitete sie seit 2021; die stellvertretende Apo thekenleitung hatte sie seit 2023 inne.

ler, Theologe und Diakon Ralf Knoblauch hat seit 2007 mehrere hundert Figuren geschaffen, meist Könige und Königinnen aus altem Eichen holz. Die Figuren sind mittlerweile in der ganzen Welt verstreut. Sie sind unverkäuflich und wan dern von Ort zu Ort, um auf die königliche Wür de eines jeden Menschen hinzuweisen. In der Schmerzklinik ist die Königin mit ihren Narben im Holz und der goldenen Krone auf dem Haupt ein schönes Zeichen der Zuversicht. Auch in an deren Cellitinnen-Einrichtungen stehen bereits Figuren des Künstlers.

Kampagne für Vielfalt

Jeden Monat ein kulturelles Highlight – das verspricht das Kulturprogramm für Senioren ‚Darf es etwas mehr sein?‘. Das Programm richtet sich an alle Bewohner und Mieter der Einrichtungen der Seniorenhaus GmbH der Cellitinnen zur hl. Maria. Alle Ausflüge mit Kurzinforma tion gibt es jetzt auch online unter: https://www.cellitin nenhaeuser.de/unsere-einrichtungen/seniorenhaeuser/ ueber-uns/kulturprogramm/ Kulturprogramm für Senioren

Krankenhauses sind mit selbstgewählten Slo gans im Eingangsbereich des Krankenhauses, auf den Stationen und in den sozialen Netz werken platziert worden. Unter den Fotos ist unter anderem zu lesen: „Wir machen uns stark für Vielfalt“, „Vielfalt ist gesund“, „Vielfalt ist unsere Stärke“ oder „Einer für alle – alle für einen!“

Mit einem deutlichen Zeichen für Vielfalt ist das Cellitinnen-Krankenhaus St. Marien ins Jahr 2025 gestartet. „Wir wollten ein Zeichen setzen, vor allem für alle Mitarbeitenden, die sich angesichts des Rechtsrucks in der Ge sellschaft zu Recht Sorgen machen“, sagt Ge schäftsführer Jan-Patrick Glöckner. Fotos von den vielfältigen Teams in allen Bereichen des

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einfach aktuell

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Pflege in guten Händen

Wa(h)re Nächstenliebe

+++ Ihre Hilfe zählt! Registrieren Sie sich als Stammzellenspender. +++

Unter dem Motto ‚Wa(h)re Nächstenliebe‘ veranstalte te der Drogeriemarkt Rossmann in Meckenheim eine Spendenaktion zugunsten des Cellitinnen-Senioren hauses St. Josef und den angeschlossenen Cellitinnen Hausgemeinschaften St. Elisabeth. Kunden hatten die Möglichkeit, Wunschartikel oder Gutscheine auszuwäh len, an der Kasse zu bezahlen und diese anschließend in den bereitgestellten Einkaufswagen zu legen. Dank des Engagements der Meckenheimer Rossmann-Filiale konnten viele Wünsche der Senioren erfüllt werden. „Die Freude der Bewohner war riesig, als die Geschenke im Seniorenhaus verteilt wurden“, so Seniorenhausleiter Jan Gawol. Die Wunschartikel fanden ihren Platz auf den verschiedenen Wohnbereichen und sorgten für strah

Ein Vater auf der Suche nach einer passenden Spende

Mitarbeiter und Bewohnerinnen von St. Josef und St. Elisabeth nahmen die Spenden in der Filiale des Drogeriemarktes entgegen

Petrit Vela (2.v.re) und seine Kollegen bei der DKMS-Aktion

lende Gesichter. Bewohner und Mitarbeiter der Einrich tungen bedanken sich herzlich bei Rossmann für diese liebevolle Geste und das gelebte Miteinander in der Ge meinschaft.

Innerhalb der Cellitinnen-Familie sucht nach wie vor Petrit Vela, ein Kolle ge aus dem Betreuungsdienst im Cellitinnen-Marienborn St. Christophorus, ein Match. Um seiner an Blutkrebs erkrankten 21-jährigen Tochter Jasmin, aber auch anderen Betroffenen zu helfen, veranstalteten am 20.02. seine Kollegen der Kölner Langzeitpflegeeinrichtung eine DKMS-Registrierungs aktion zur Gewinnung von potenziellen Stammzellenspendern sowie eine große Kuchenaktion zur Geldspendeneinnahme. Doch bis heute ist leider kein passender Spender dabei. Velas größter Wunsch ist, dass seine Tochter eine Chance auf Genesung erhält und er bittet jeden, der noch nicht bei der DKMS registriert ist, dies zu tun, zum Beispiel über die Online-Anmeldung: dkms.de/aktiv-werden/online-aktionen/jasmin

Pierre Epe hat im April 2025 die Leitung der Pfle ge im Cellitinnen-Kran kenhaus St. Franziskus übernommen. Der ‚Neue‘ ist für viele ein alter Be kannter: Bereits seine Pflegeausbildung hat Epe von 1996 bis 1999 im St. Franziskus absolviert Der 46-Jährige bringt umfang reiche Praxis- und Lei tungserfahrung mit: Von 1999 bis 2012 arbeitete er am Uniklinikum Aachen, wo er seine Fachweiterbil dung in Intensiv- und An ästhesiepflege absolvier te. 2012 übernahm er am Cellitinnen-Krankenhaus Maria-Hilf in Bergheim die Leitung der Intensivsta tion. 2016 erhielt er hier die Gesamtleitung für den Bereich Intensiv, ZNA und innerklinisches Notfallma nagement, weiterhin für das Projekt- und Prozess management. Im Jahr 2022 wechselte Epe als stellver tretender Pflegedirektor an die GFO-Kliniken in Bonn.

Pflege unter neuer Leitung

Mitte Februar hat Daniela Düren als Pflegedirektorin die Leitung der größten Dienstgruppe im Cellitinnen Krankenhaus Maria-Hilf in Bergheim übernommen. Düren hat zuvor jahrelang als Stationsleitung und stell vertretende Leitung zweier Stationen im Bergheimer Krankenhaus gearbeitet. In dieser Rolle hat sie nicht nur zur Verbesserung der Qualität der Patientenver sorgung beigetragen, sondern auch ein starkes Team aufgebaut und gefördert. Zudem war sie mehrere Jah re als Zentrale Praxisanleitung tätig. Als Pflegedirek torin wird sie die strategische Ausrichtung der Pflege

Neue Kaufmännische Direktorin

Unfallchirurgie wird eigenständige Klinik

Seit dem 01.03. komplettiert Anne Katrin Peters (30) das Führungs- team des Cellitinnen-Severinsklös terchens Krankenhaus der Augusti nerinnen. Als neue Kaufmännische Direktorin lenkt sie die Geschicke des Hauses gemeinsam mit den beiden Geschäftsführern Frederic Lazar und Dr. Volker Seifarth, der Pflegedirektorin Daniela Sappok und dem Ärztlichen Direktor, Pro fessor Dr. Dr. hc. Tobias Beckurts. Für ihre neue Aufgabe bringt sie neben den Studienabschlüssen in Gesund heitsökonomie und Gesundheits management Erfahrungen aus Füh

zum Großteil verant worten und eng mit der Geschäftsführung sowie den anderen Abteilungen zusam menarbeiten, um die bestmögliche Versor gung für die Patienten sicherzustellen.

Seit April 2025 ist das Department für Unfall chirurgie, Orthopädie und Wiederherstellungs chirurgie eine eigenständige Fachklinik im Cel litinnen-Krankenhaus Heilig Geist. Die Leitung der Klinik liegt weiterhin in den kompetenten Händen von Dr. Julia Kolibay-Knief, die im Zuge der Umstrukturierung zur Chefärztin berufen wurde. Sie kam 2021 als Departmentleiterin ans Heilig Geist und hat die Fachabteilung seit dem kontinuierlich ausgebaut. Die Klinik ist unter anderem ein zertifiziertes Alterstrauma zentrum und ein Regionales Traumazentrum.

rungspositionen in verschiedenen Krankenhäusern mit. Zuletzt war sie als kaufmännische Standortleite rin eines Krankenhauses im sächsi schen Pirna tätig.

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Die Bedeutung der gemeinsamen Wurzeln der hinter unseren Einrichtungen

stehenden Cellitinnen-Gemeinschaften für unseren Verbund: Werte bilden das Herzstück der Stiftung der Cellitinnen.

E s hört sich so einfach, fast schon banal an: Um Mitarbeiter dazu zu motivieren, im Sinne des Unter nehmens zu denken und zu handeln, ist eine verantwortungsvolle Werte- und Führungskultur hilfreich. Daher stellt sich die Frage, welche Werte für den Cellitinnenverbund leitend sind und auf welche Unternehmenskultur die Mitarbeiter in den Einrichtungen der Stiftung der Cellitinnen vertrauen können. Bereits die Vorgängerorgani sationen der Stiftung der Cellitinnen - die Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria und die Stiftung der Cellitinnen e. V. - gründeten auf einem in den je weiligen Ordensgemeinschaften ver wurzelten Wertesystem, als dessen Erbin sich beide Stiftungen verstan den und das sie in den Krankenhäu sern und Pflegeeinrichtungen fort führten. Beide Gemeinschaften leben nach der Ordensregel des hl. Augustinus, die Gottes- und Nächstenliebe mitei nander verbindet und den Dienst am Menschen als einen Dienst an Gott versteht. Ihre Werte, Intentionen und Werke sind daher nahezu identisch.

Das galt auch für die von ihnen gegrün deten Stiftungen, die ihre ethisch-mo ralische Grundlage den Ordensfrauen verdankt. Die gemeinsamen Wurzeln haben es erleichtert, Verbindendes, Vertrautes und Gemeinsames für die spätere Gesamtorganisation zu ent wickeln. Im folgenden Interview erläutern Ih nen Thomas Gäde, Vorsitzender des Vorstandes, und Gunnar Schneider, Mitglied des Vorstandes, was unter dem Versprechen ‚Einfach da sein‘ zu verstehen ist, auf welchen Grundwer ten die heutige Stiftung und ihre Ein richtungen basieren und was es mit der christlichen Orientierung und den Leitbildern der Häuser auf sich hat. Warum legt der Vorstand der Stiftung der Cellitinnen so viel Wert auf eine klar formulierte und kommunizierte Wertekultur? Gäde: Als katholische Einrichtung mit Wurzeln in zwei Ordensgemeinschaf ten haben wir eine besondere Verant wortung, dieses Erbe zu pflegen. Als die beiden Schwesterngemeinschaften noch die Häuser leiteten und auf den

Wie gehen wir miteinander um?

Grafik: Getty Images

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Die Wurzeln der Stiftung der Cellitinnen sind das christliche Gottes- und Menschenbild und die Ordenstraditionen. «

Schneider: Eine an Werten orientierte Führung beginnt bei den Leitungskräf ten. Ihre Aufgabe ist es, ihre Teams auf Basis der Grundwerte und der christ lichen Orientierung zu führen. In re gelmäßigen Fortbildungen geben wir ihnen dafür das nötige Rüstzeug, zum Beispiel mit dem Führungs-Kompass, der Werte-Claim-Methode und vie len Trainings, die wir in der Internen Fortbildung allen Führungskräften des Verbundes anbieten. Neben den Claims und der inneren Haltung eines Menschen - in Form der Grundwerte - gibt es noch eine weite re Perspektive, die Hinweise für Han deln und Verhalten gibt: die Christli che Orientierung. Was verbirgt sich dahinter? Schneider: Die Christliche Orientie rung ist aus den bisherigen Hand reichungen der Einrichtungen der Stiftung der Cellitinnen e. V. hervor gegangen. Wir haben die Grundaus sagen geringfügig aktualisiert, die für alle ‚Süd-Einrichtungen‘ bereits in der Vergangenheit von Bedeutung wa ren, und zum Beispiel Themen wie Nachhaltigkeit neu hinzugefügt. In den ‚Nord-Einrichtungen‘ finden sich hingegen an vielen Stellen Leitbilder, die, ähnlich wie die Christliche Orien tierung, die Art des Umgangs mitein ander beschreiben. Gäde: Jede Einrichtung hat die Mög lichkeit, die Christliche Orientierung oder Leitbilder, die gleichwertig ne beneinander verwendet werden kön nen, durch Beispiele zu ergänzen und als Leitlinien für die Arbeit in den Ein richtungen zu nutzen. Die Einrichtun gen, die bereits individuelle Leitbilder haben, können diese weiter nutzen. Die Handreichung ‚Christliche Orien tierung‘ und die ‚Leitbilder des jewei ligen Hauses‘ stehen gleichberechtigt nebeneinander oder können sich er gänzen.

senheit, Verantwortungsbewusstsein, Wahrhaftigkeit, Dankbarkeit, Herz lichkeit, Persönliche Zuwendung und Gemeinschaft. Da beide Orden nach der gleichen Regel leben, war dieses Wertegerüst auch für die ‚Süd-Schwestern‘ hand lungsleitend. Diese Werte bewahren die tiefen Überzeugungen und die Hal tung der Schwestern und sprechen Menschen aller Religionen, aber auch Nichtgläubige an. Auf der Grundlage der Werte ist das Miteinander geprägt von der Erwartung einer besonderen Begegnungsqualität gegenüber den Patienten und Bewohnern oder zwi schen den Mitarbeitern. Ab dieser Ausgabe (S. 18) wird Jens Freiwald, Leiter der Abteilung Christ liche Unternehmenskultur, in jedem Heft zwei Werte und ihre Bedeutung vorstellen. Ich möchte dem nicht vor greifen und verzichte daher hier auf eine ausführliche Darstellung. Schneider: Die acht Grundwerte gel ten für jeden Mitarbeiter unabhän gig von seinem Bereich und seiner Funktion. Im Idealfall sollten sie unser Handeln bestimmen. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass niemand, auch die Ordensfrauen nicht, allen Werten immer gleichermaßen gerecht wer den. Sie sind als Zielmarke zu verste hen, die wir vor Augen haben und an denen wir unser Handeln ausrichten und messen lassen. Wo erfahren die Mitarbeiter, Bewer ber oder Interessierte mehr über die Grundwerte? Gäde: Als ersten Einstieg in das The ma empfehle ich unsere Homepage und die Erläuterungen in den noch folgenden einfachCellitinnen-Heften. In der Vergangenheit hatten wir un terschiedliche Flyer und wir prüfen gerade, welche Informationsquellen es zukünftig geben soll. Gelten die Grundwerte für alle Mitar beiter?

nehat. In den Senioreneinrichtungen ist eine Seelsorgerin ausschließlich für die Sorgen und Nöte der Mitarbeiter da. In den Krankenhäusern kümmern sich Priester, Pastoralreferenten und indische Ordensschwestern um die Seelsorge für Patienten und Mitar beiter. Ich betone noch, denn es ist absehbar, dass immer weniger Perso nal dafür zur Verfügung stehen wird. Deshalb setzen wir uns auf verschie denen Ebenen dafür ein, aus den eige nen Reihen ‚Begleiter in der Seelsorge‘ auszubilden, damit dieser wichtige Dienst am Nächsten auch in unseren Krankenhäusern künftig weiter ange boten werden kann, so, wie er bereits seit vielen Jahren in der Altenhilfe er folgt. Schneider: Wir alle sind dafür ver antwortlich, dass ‚Einfach da sein‘ in unseren Einrichtungen gelebt und in konkrete Taten umgesetzt wird. Das müssen nicht immer große Taten sein. Oft drückt sich ‚Einfach da sein‘ in vie len kleinen Gesten aus, die den Tag für mein Gegenüber besser machen: ein freundliches Nicken auf dem Flur, ein offenes Ohr oder eine Unterstützung bei der Arbeit Man muss sich nur im mer wieder daran erinnern. Neben dem Claim sind auch die Grundwerte wichtiger Bestandteil Ih rer Unternehmenskultur. Warum? Gäde: Sowohl die Cellitinnen nach der Regel des hl. Augustinus als auch die Cellitinnen zur hl. Maria leben nach den Ordensregeln des hl. Augustinus, die in besonderer Weise Gottes- und Nächstenliebe miteinander verbin den. Wenn unsere Mitarbeiter für die Menschen in unseren Einrichtungen einfach da sind, zeichnet sich dadurch unsere christliche Identität und Wer tekultur aus. Um diese auch in Zukunft zu bewahren und zu stärken, wurden vor mehr als 15 Jahren mit den ‚Nord Schwestern‘ acht Grundwerte festge schrieben, die aus den Ordensregeln hergeleitet wurden. Die acht Grund werte lauten: Bescheidenheit, Gelas

Stationen und Wohnbereichen arbei teten, waren ihre Werte als Grundlage der täglichen Arbeit und des Miteinan ders automatisch spürbar. Da sich die Schwestern inzwischen altersbedingt aus den Einrichtungen zurückgezogen und ihre Aufgaben weltlichen Mitar beitern übergeben haben, liegt es an uns, das Wertesystem lebendig zu halten und es für Mitarbeiter, Patien ten und Bewohner weiterhin erfahr bar zu machen. Herr Schneider, fangen wir bei den Wurzeln der Stiftung der Cellitinnen an. Was verbirgt sich dahinter? Schneider: Die Wurzeln der Stiftung der Cellitinnen sind das christliche Gottes- und Menschenbild und die Ordenstraditionen. Beide Gemein schaften leben nach der Regel des hl. Augustinus und widmen sich der Für sorge für Arme, Kranke und Hilfsbe dürftige. Wir haben von den Schwes tern diesen Auftrag übernommen und damit auch den Claim ‚Einfach da sein‘. Der Claim bedeutet, einfach für ande re da zu sein, bedingungslos und ohne Vorbehalte. Er ist eine ‚Forderung‘ und ein ‚Anspruch‘, den wir selbst an uns stellen. So, wie die Schwestern immer für die Menschen da waren, wollen wir uns alle bemühen, bedingungslos und ohne Vorbehalte füreinander da zu sein. Wo können Menschen erleben, dass wir einfach für sie da sind? Gäde: Ein Beispiel ist die Seelsorge, die in allen patienten-, kunden- und bewohnernahen Unternehmensbe reichen eine wichtige Bedeutung in

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Christliche Orientierung / Leitbilder nehmen Stellung zu folgenden Themen: Gründertradition, Patienten-, Bewohner-, Kunden- und Klienteno rientierung, Wertschätzung anderer Religionen und Kulturen, Patienten verfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung, Umgang mit Sterbenden und Toten, Seelsorge, Ehrenamt, Loyalitätserwartung, Dienstgemeinschaft, Mitarbeiter gespräche, Mitarbeiterorientierung, Ethik, Ökonomie und Nachhaltigkeit

Vielen Dank für das Gespräch! (A.Ka./S.St.)

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„Werte willkommen!“ Welche Haltungen bringen die Mitarbeiter mit in das Unternehmen?

Lydia Schmidt, Bereichsleitung Pflege & SKB im Cellitinnen-Seniorenhaus St. Gertrud, Düren

Wenn ich darüber nachdenke, komme ich auf einige Werte, die mir wichtig sind: Loyalität und Zufriedenheit, Zuverlässigkeit, finanzielle Sicherheit, Privatsphäre, Ge sundheit, Selbstdisziplin und Leistungsbereitschaft, Ehrlichkeit, Offenheit, Vertrauen, Respekt, Mitgefühl und Freundlichkeit, Dankbarkeit, Glück, Vergebung. Sie leiten mich sowohl beruflich als auch privat. Bei meiner Arbeit ist es mir wichtig, authentisch zu sein und meinen Werten treu zu bleiben. Dazu gehört, Empathie zu zeigen, anderen zu zuhören, mich in ihre Rolle zu versetzen und Lob, aber auch Kritik nicht aus dem Blick zu verlieren. Ich möchte stets ehrlich mir selbst und anderen gegenüber sein und mit gutem Beispiel vorangehen, um den Teamgeist im Haus und die Motivation der Mitarbeiter zu fördern. Verantwortung zu übernehmen finde ich wichtig, das erfordert manchmal auch Mut. Es ist mir persönlich sehr wichtig, in einer wertebasierten Organisation arbeiten zu dürfen! Diese gibt klare Strukturen und Grundregeln vor, eine Basis mit einem Leitbild und Gemeinschaftsgefühl.

I n dieser Ausgabe des Magazins einfachCellitinnen stehen unsere Wurzeln, Werte und Leitbilder im Mittelpunkt. Da darf die Perspekti ve der Mitarbeiter nicht fehlen. Ei nige von ihnen haben wir gebeten, uns ihre Haltung mitzuteilen. Ein eigenes Wertebewusstsein und der Sinn für die Bedeutung von Leitbil dern sind auch Grundvorausset zung für die Auseinanderset zung mit den Grundwerten unseres Stiftungsverbun des, für Bescheidenheit, Gelassenheit, Verantwor keit, Persönliche Zuwendung und Gemeinschaft, die wir von unseren Führungskräften und Mitarbeitern erwarten. So sind wir froh und dankbar für die Offenheit, sich mit der eigenen Haltung zu beschäfti gen, und die Tiefe und Vielfalt der im Folgenden vorgestellten Reflexi onen. Wir betrachten diese als Be reicherung für die Unternehmens kultur im Stiftungsverbund der Cellitinnen. (J.F.) tungsbewusstsein, Wahrhaf tigkeit, Dankbarkeit, Herzlich

Uschi Stockhausen-Marquardt, ehrenamtliche Mitarbeiterin im Cellitinnen-Krankenhaus St. Franziskus

Vor mehr als zehn Jahren lag ich als Krebspatientin im St. Franziskus und bin von einer ehrenamtlichen Mitar beiterin besucht worden. Das hat mir damals sehr gut getan. So bin ich auf das Ehrenamt im Krankenhaus aufmerksam geworden und habe mich der Gruppe angeschlossen. Mir persönlich sind Zuwendung, Mit gefühl und Empathie sehr wichtig. Gerade weil unsere Gesellschaft oft so hartherzig und lieblos ist, möchte ich dem etwas entgegensetzen. Ich bin dankbar, dass es mir heute so gut geht. Mir wurde geholfen und ich kann das heute bei meinen Besuchen am Krankenbett zurückgeben. Ich erlebe das als Geben und Nehmen.

Für mich zählen Wertschätzung und Re spekt zu den wichtigsten Aspekten in meiner Arbeit. Ich werde von meinen Vor gesetzten respektiert und höre in Gesprä chen, was ich Positives leiste. Sobald et was weniger gut gelaufen ist, wird es offen angesprochen, und wir suchen gemein sam nach einer Lösung. Das Miteinander, die Offenheit und den Austausch unter den Kollegen finde ich super. Wir ziehen alle an einem Strang und unterstützen uns gegenseitig. Bereits als Kind durfte ich meinen Vater bei seiner Arbeit ‚auf der Burg‘ begleiten. Gerade in der Zusammen arbeit mit den Ordensschwestern habe ich mich immer wohlgefühlt und Wolfgang Pastoors, Koordinator Haustechnik im Cellitinnen-Seniorenhaus Burg Ranzow und den Hausgemeinschaften St. Monika, Kleve- Materborn

Karma Luthe, Medizinisches Controlling, Cellitinnen-Marienborn St. Agatha Fachklinik für Seelische Gesundheit

Positive Werte zu haben und diese zu le ben, ist besonders wichtig. Nur so kann das persönliche Leben gut gelingen, das Zusammenleben mit Mitmenschen po sitiv gestaltet werden und das Miteinan derarbeiten erfolgreich sein. Zu den Wer ten, die mir in meinem Leben besonders wichtig sind, zählen: Verantwortungsbe wusstsein, Toleranz, Respekt, Ehrlichkeit, Identifikation, Authentizität und Würde. Ich bin katholisch und freue mich, dass meine Arbeitsstätte ein ‚christliches Ge sicht‘ hat. Ich werde mich immer dafür einsetzten, dass dieses bestehen bleibt, gelebt wird und gelebt werden kann.

Anna Albert, Assistenzärztin Neurologie, Cellitinnen-Krankenhaus Heilig Geist

gespürt, dass ein beson derer Spirit von diesen Menschen ausging. Noch heute arbeiten Ordenschristen in un seren Häusern und ich genieße den Aus tausch mit ihnen.

Zusammenarbeit und Respekt sind zwei grundlegende Werte, die mir in meinem Berufsalltag sehr wichtig sind. Die oft komplexen Krankheits bilder erfordern ein eingespieltes und kompetentes Team. Nur durch eine gute Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten kann die bestmögliche und ganzheitliche Patienten versorgung gewährleistet werden. Die Basis hiervon ist insbesondere eine respektvolle Kommunikation - einerseits unter den Mitarbeitenden aber vor allem auch den Patientinnen und Patienten gegenüber.

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Sebastian Rick, Cellitinnen-Marienborn Catering & Vorsitzender eG-MAV MARIENBORN gGmbH

Sowohl in meinem privaten Leben als auch bei meiner Arbeit sind mir folgende Werte besonders wichtig: Glaube, Respekt, Nächstenliebe, Ehrlich keit, Loyalität, Familie und Freundschaft. Diese Werte bestimmen, wie ich Entscheidungen tref fe, wie ich mit anderen umgehe und wie ich als Mensch bin. Begegnungen mit verschiedenen Menschen bedeuten mir viel. Meine Arbeit ist für mich nicht nur ein Beruf, sondern eine Herzensauf gabe. Heute sind leider Werte nicht mehr so allgemein anerkannt wie früher. Das macht mich traurig. Ich wünsche mir, dass sie wieder wichtiger werden. Malgorzata Ziemnicka, Sozial-Kulturelle-Betreuung (SKB) und Begleiterin in der Seelsorge im Cellitinnen Seniorenhaus St. Anna, Köln-Lindenthal

Als Mitarbeitervertreter in einem katholisch geprägten Unternehmen sind Werte wie Solidarität, Respekt und Verantwortung für mich von zentraler Bedeutung, ebenso wie die Gemeinschaft und die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen. Diese Werte bilden die Grundlage für ein ‚Miteinander statt Gegeneinander‘ und sorgen dafür, dass die Anliegen und Interessen der Mitarbeiter ernst ge nommen werden. Sich in Gesprächen und Verhandlungen an diesen Wer ten zu orientieren, trägt zu einer fairen und transparenten Kommunikation bei und fördert ein wertschätzendes Arbeitsklima.

Mirco Böhm, Fachkrankenpfleger Endoskopie (DKG), Praxisanleiter

und stv. Leiter Funktions- diagnostik im Cellitinnen- Krankenhaus St. Marien.

Für mich haben die Werte Respekt, Vertrauen und Freundlichkeit eine be sondere Bedeutung, denn sie geben Sicherheit. Bei uns in der Endoskopie sollen sich alle Patienten und auch alle Mitarbeiter immer in Sicherheit füh len. Als schwuler Mann fühle ich mich im gesamten Haus sicher und beson ders in meinem bunten Team mit Kol leginnen und Kollegen verschiedener Herkunft, Religion und sexueller Ori entierung. Hier wird jeder akzeptiert und mit Respekt behandelt. Wir ak zeptieren die Individualität und dass jeder sein Leben selbstbestimmt le ben darf. In den aktuell ‚raueren‘ Zei ten des menschlichen Miteinanders ist dies für mich wichtiger denn je.“

Thomas Schoppet, Stationsleiter am St. Petrus

Für mich steht im Mittelpunkt, dass der Mensch als Mensch gesehen wird – unabhängig vom Alter, von der Diagnose oder vom kulturellen Hinter grund. Jeder Patient bringt seine Geschichte, seine Er fahrungen und seine Würde mit. Ein respektvoller, achtsamer Umgang – der die persönlichen Um

In meinem Leben haben Toleranz und Hu mor schon immer eine große Rolle gespielt. Die innere Haltung der Toleranz öffnet mich anderen Mensch gegenüber und hilft mir im Hospiz, die Vielfalt menschlicher Grenzer fahrungen zu akzeptieren und respektvoll mit Menschen in ihren je eigenen Lebens- und Weltanschauungen umzugehen. Leiser, gutmütiger Humor hingegen schafft gerade in belastenden Situationen eine Leichtigkeit und entspannt im gemein Gudrun Kalter, Psychoonkologische Begleitung, Koordination Ambulanter Hospizdienst St. Marien

stände und kulturellen Prägungen mit einbezieht – ist für mich keine Kür, sondern Grundvorausset zung für gute Pflege.

Caroline Hahn, Qualitätsmanagerin Pflege & SKB, CIS-Cellitinneninstitut für Qualitätssicherung

samen Lächeln die Atmosphäre. Wer

Für mich sind bedeutsame Werte in meinem Leben gegenseitiger Respekt, Wertschätzung für sich und andere, Gerechtigkeit, Empathie und ein anerkennender Umgang miteinander. Ziel und Sinn meiner Arbeit sehe ich zum einen darin, in Schulungen, Begleitungen und Beratungen mit Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen. Meine Werte bringe ich dabei ein und unterstütze meine Kollegen darin, ihre eigenen Werte zu erkennen. Absolut wertvoll ist es für mich, dazu beizutragen, dass die Bewohner unserer Seniorenhäuser ihren letzten Lebensabschnitt möglichst zufrieden und in einer harmonischen Umgebung verbringen können. Durch den Zusammenschluss der beiden Träger, der Franziskanerinnen vom hl. Jo sef und der Seniorenhaus GmbH der Cellitinnen zur hl. Maria, wurden die franziskanischen Werte mit denen der Cellitinnen verbunden. Das sehe ich als eine absolute Bereicherung. Mir geben diese Werte persönliche und berufliche Orientierung.

spontan lächelt, fühlt sich in die sem Augenblick nicht allein.

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Fundamente unseres Handelns Es sind nicht nur unsere Fähigkeiten, die uns dabei helfen, Prioritäten so

ten die Grundwerte der Stif tung der Cellitinnen auch das Erbe der Ordensgemeinschaf ten lebendig.

Auch Unternehmen können sich auf bestimmte Werte in be

Feedback, aber auch Kritik gleichermaßen an nehmen und die eigenen Stärken so realistisch einschätzen. Einer Führungskraft verhilft der Wert der Bescheidenheit dazu, den Mitarbeitern eigene Erfolgen zu gönnen und ihre Entwick lungsmöglichkeiten zu fördern. Gelassenheit Als eine der größten Gefahren für ein friedliches und demokratisches Zusammenleben werden die teilweise extreme Polarisierung und Unver söhnlichkeit in vielen Gesellschaften weltweit betrachtet. Mehr Gelassenheit könnte dabei hel fen, aufgeregte Gemüter zu beruhigen und sach lich und respektvoll miteinander umzugehen. Für uns kann Gelassenheit zum Beispiel folgen de Bedeutungen haben: ● Wir behalten den Überblick und handeln überlegt. ● Wir bewahren Ruhe und geben sie weiter. ● Wir zeigen Gelassenheit, aber keine Apathie. Auch Gelassenheit beruht natürlich auf einem reifen Selbstbewusstsein und innerer Ruhe. Sie kann besonders in schwierigen und mit Stress verbundenen Situationen dabei helfen, nicht hektisch und vorschnell zu agieren. Gelassen heit steht nicht im Widerspruch zu Tatkraft und Aktivität, sondern sie unterstützt dabei, diese positiven Energien überlegt und zielorientiert einzusetzen. In Konfliktsituationen trägt Gelas senheit zur Entspannung der Situation bei. Das bedeutet nicht, die eigenen Emotionen oder die anderer zu unterdrücken, sondern darauf zu achten, sie nur in einem für das weitere Mitein ander verträglichen Maß auszuleben. Gelassen heit nimmt kritische Situationen durchaus ernst und verharmlost sie nicht. Aber gerade weil sie versucht, Anspannung und Hektik zu vermei den, ermöglicht sie einen fachlichen und profes sionellen Umgang in solchen Situationen. Eine Führungskraft vermittelt durch Gelassenheit das Vertrauen, dass auch in schwierigen Situati onen Probleme gemeistert werden können. (J.F.)

sonderer Weise verpflichten und von ihren Führungskräften und Mitar beitern erwarten, sich mit diesen Werten auseinanderzusetzen, sie zu bewahren und zeit gemäß in konkrete Taten umzusetzen. Unternehmenswerte In der Stiftung der Cellitinnen wurden im Jahr 2023 die Wertetraditionen der bis Ende des Jahres 2022 bestehenden Cellitinnen Trägerorganisatio nen ‚Stiftung der Cellitinnen e. V.‘ und ‚Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria‘ zusammengeführt. Dazu zählten neben dem Claim ‚Einfach da sein‘ die acht Grundwerte Bescheidenheit, Gelassenheit, Verantwortungsbewusstsein, Wahrhaftigkeit, Dankbarkeit, Herzlichkeit, Persönliche Zuwen dung und Gemeinschaft. Die acht Grundwerte sollen Richtschnur für die Zusammenarbeit in und zwischen den Einrich tungen der Stiftung der Cellitinnen sein. Sie sollen aber auch den Umgang mit Bewohnern, Patien ten, Angehörigen, Mitarbeitern und Kooperati onspartnern prägen. Es ist unsere Überzeugung, dass alle Führungskräfte und Mitarbeiter mit grö ßerer Zufriedenheit und Motivation ihre Aufga ben erfüllen können, wenn es gelingt, diese Werte in den beruflichen Alltag zu integrieren. Dabei ist uns bewusst, dass dies nicht zu jeder Zeit und in vollem Umfang möglich ist. Deshalb ist es wichtig, sich die Grundwerte nicht nur einmalig, sondern immer wieder als Zielvorstellungen für das eigene Verhalten vor Augen zu führen. Für die Stiftung der Cellitinnen verwirklicht sich durch die Beachtung dieser Werte in besonderer Weise die Verbindung von Gottes- und Nächsten liebe. Dass der Dienst am Nächsten ein zentraler Ort der Gottesbegegnung ist, ist eine zentrale Aussage des Evangeliums und ebenso der Regel des heiligen Augustinus, nach der die Schwestern der Genossenschaft der Cellitinnen nach der Re gel des hl. Augustinus und die Cellitinnen zur hl. Maria in der Kupfergasse bis heute leben. So hal

In dieser und den nächsten Ausgaben von ‚einfach Cellitinnen‘ werden jeweils zwei der acht genannten Grundwerte näher vorgestellt. Bescheidenheit In einer Zeit, in der einerseits Macht und Reich tum auf teilweise erschreckende Art zelebriert werden, und in der es andererseits unbedingt notwendig ist, die natürlichen Ressourcen unse res Planeten zu schonen, bekommt der vielleicht etwas altertümliche Begriff der „Bescheidenheit“ eine ganz aktuelle Bedeutung. Für die Zusammenarbeit in und zwischen den Einrichtungen unseres Verbundes, aber auch mit Bewohnern, Patienten, Angehörigen, Mitarbei tern und Kooperationspartnern kann Beschei denheit unter anderem folgende Bedeutungen haben: ● Wir können uns zurücknehmen und vermei den Eitelkeiten. ● Wir betrachten die Dinge auch aus dem Stand punkt anderer, nicht nur aus dem eigenen. ● Wir bilden uns auf unsere Kompetenzen nichts ein, aber wir fordern und zeigen Respekt und angemessene Wertschätzung. Bescheidenheit setzt Selbstbewusstsein voraus. Nur mit einem gesunden Selbstbewusstsein ist es möglich, sich zurücknehmen und kompro missbereit sein zu können, wenn es einem ge meinsamen Ziel dient. Bescheidenheit bedeutet allerdings nicht, sich nicht zu positionieren und Konflikten auszuweichen. Das Entscheidende ist, dass es in konkreten Entscheidungsprozes sen tatsächlich um die Sache bzw. das gemein same Ziel und nicht um das eigene Ego geht. Wer über ein gesundes Selbstbewusstsein ver fügt, kann auch so „bescheiden“ sein, sich über die Leistungen anderer zu freuen, kann positives

wohl bei der Arbeit als auch im Leben zu setzen. V iele unserer Entschei dungen und Handlungen richten wir nach Wer

ten beziehungsweise ethischen Grundhaltungen aus, auch wenn uns das meist nicht bewusst ist. Aber in schwierigen Lebenssitu ationen, in denen wir innehalten müssen, um die für uns richtige Ent scheidung zu treffen, stellt sich oft auch bewusst die Frage danach, welche Werte für uns wirklich von Bedeutung sind, was wir unter einem wertvollen und gelingenden Leben verstehe. Werte fallen aber nicht vom Himmel. Sie werden vielmehr durch die Erziehung und das Vorleben in der Familie, durch die Sozialisation in Kinderta gesstätte und Schule, durch die Clique oder auch die religiöse Gemeinschaft, der wir angehören, vermittelt und eingeübt. Werte haben nicht nur einen Wert für uns selbst, sondern nicht zuletzt auch für das Zusammenleben in jeder Form von Gemeinschaft – von der Ehe- und Lebenspartner schaft über den Arbeitsplatz und die Gesellschaft bis zum Miteinander in der Weltgemeinschaft.

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Zentralafrikanische Republik

Südsudan

Kamerun

Amadi

Bas-Uelé

Uganda

Kongo

Gabun

Ruanda

Demokratische Republik Kongo

Burundi

Kinshasa

Tansania

Angola

Sambia

Ausgeschlossen von einer ordentlichen Schul- und Ausbildung können Mädchen in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) von einem Leben in Würde nur träumen. Vielen bleibt nur der Weg in die Prostitution, um sich und ihre Familien zu ernähren. Die Schwestern der Cellitinnen nach der Regel des hl. Augustinus möchten ihnen eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben geben.

E lodi und Herline sind neun und zwölf Jahre alt. Sie leben in Amadi, einer Region mit 18.000 Seelen im Nordos ten des Landes. Elodis Mutter arbeitet auf den Feldern, ihre Tochter kümmert sich als Älteste um den Haushalt und die vier Ge schwister. Bevor der Vater die Familie von heute auf morgen verließ, jobbte er als Ta gelöhner auf Baustellen oder fand, mit et was Glück, für ein paar Tage oder Wochen eine der besser bezahlten Hilfsarbeiten in den nahegelegenen Goldminen. Von ihm hing es ab, ob die siebenköpfige Familie we nigstens einmal am Tag satt wurde - das ist jetzt viel schwieriger geworden. Herline wächst ebenfalls ohne Vater auf. Die Mutter ist Erzieherin und arbeitet für ein sehr kleines Gehalt in einem kleinen Kinder garten. Während der Arbeitszeit kümmert sich die Zwölfjährige um den Haushalt und ihren kleinen Bruder, oder sie verdient ein paar Cent beim Reisstampfen dazu. Wann immer es geht, gehen Elodi, Herline und ihre

Geschwister in die nahegelegene staatliche Grundschule. Was sie dort lernen? Nichts, denn es gibt keine Lehrer, seitdem die Re gierung deren Gehaltszahlungen einfach einstellte. Die beiden Mädchen kommen mit ihren Geschwistern trotzdem gerne in die Schule. Ein geschützter Raum, in dem sie mit ihren Freundinnen für ein paar Stun den ihren Träumen nachhängen können. Dann sind sie Lehrerinnen, Ärztinnen oder Krankenschwestern. In ihrem Spiel woh nen sie in einem ‚richtigen‘ Haus, so wie sie es in einer alten Zeitschrift gesehen haben, mit eigenen Zimmern - und nicht zu siebt oder mehr in einer Lehmhütte, in der alle Bewohner, Menschen und Nutztiere, sich einen Raum teilen. Zeugnisse erhalten die Mädchen trotzdem jedes Jahr, mit guten Noten für Leistungen, die nie erbracht wer den konnten. Was Herline, Elodi und ihre Freundinnen in ihrem Alter noch nicht rea lisieren: Wenn sich in Amadi nichts ändert, ist ihr Weg bereits vorgezeichnet, und zwar völlig anders als der, den sie sich ausmalen.

Elodi (re) und Herline

Mädchen eine Perspektive geben

Grafik: Getty Images

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Ankunft Ordensschwestern am ‚Flughafen' von Amadi

Hl. Messe im Nachbarort

Die Cellitinnen auf Erkundungstour

Die Ordensschwestern behandeln Kinder gegen Ungeziefer

Die Realität in der DR Kongo „Frauen heiraten im Teenageralter und werden früh schwanger. In Ama di gibt es Zwölfjährige, die bereits ihr erstes Kind in den Armen tragen. Die Mädchen werden auf den Feldern und im Wald missbraucht oder sie leben in polygamen Verhältnissen, ohne fi nanzielle oder rechtliche Absicherung. Andere prostituieren sich für die bes ser gestellten Minenarbeiter, um ihre Familien zu unterstützen. Ihre Väter verdienen vielleicht einen Dollar pro Tag, wenn sie überhaupt Arbeit ha ben. Als Prostituierte kommen die Mädchen auf bis zu fünf Dollar. Pro stitution ist oft die einzige Einkom mensquelle“, beschreibt Schwester M. Kusum, Generaloberin der Cellitin nen nach der Regel des hl Augustinus, die Situation. Wie sich die Mädchen und jungen Frauen vor Schwanger schaft, HIV oder Geschlechtskrank heiten schützen können, ist ihnen nicht bekannt. „Die Menschen wis sen nichts über Gesundheit und Hy giene. Schweren Krankheiten sind sie schutzlos ausgeliefert“, erläutert Sr. Kusum weiter. Das einzige ‚Kran kenhaus‘, wenn man den einfachen Hüttenbau so nennen möchte, öffnet seine Tür nur gegen Bezahlung, denn wie auch die Lehrer erhalten Ärzte in den öffentlichen Kliniken schon lange keine Gehälter mehr. Selbst wenn sich

einkommen für wenig Geld zu haben ist, kommt aus dem Nachbarland und ist extrem teuer“, erklärt Schwester Kusum die Lage vor Ort. Das Mädchenwohnheim Sollte nicht ein kleines Wunder ge schehen, stehen die Zukunftsaus sichten für Herline und Elodi schlecht. Doch genau hier setzt das Engage ment der Ordensfrauen an. „Es ist an der Zeit“, so Schwester M. Kusum, „das vorbehaltlose ‚Einfach da sein‘, das wir seit den 1960er Jahren von den deutschen Cellitinnen in Indien

breitet. Die Menschen müssen in der Regel mit einer Mahlzeit pro Tag aus kommen. Da die Lebensmittelpreise auf den Märkten sehr hoch sind, bau en die Dorfbewohner an, was sie zum Überleben brauchen: Tapioka, Reis, Erdnüsse, Mangos, Mais, Bananen und Zuckerrohr. Sie halten Hühner, Enten, Ziegen, Schafe und Schweine. Auf dem Markt kosten zwei kleine Zwiebeln einen Dollar, ein einfaches Baumwollunterhemd 12 Dollar. „Die se ‚Luxusgüter‘ sind Importwaren aus Uganda. Alles, was in anderen Teilen der Welt gemessen am Durchschnitts

jemand eine Behandlung leisten kann, scheitert eine adäquate Versorgung an fehlenden medizinischen Geräten und Medikamenten sowie an den ka tastrophalen hygienischen Zuständen in der Klinik. Hinzu kommt, dass Viren, Bakterien und Parasiten auf eine in der Regel unterernährte Bevölkerung treffen. Malaria und Durchfallerkrankungen durch verseuchtes Wasser sind stän dige Begleiter. Im Sommer leiden fast alle Kinder unter der Krätze, die sich im feuchtwarmen Klima schnell aus

ben seit 2024 in Amadi den Augusti nern und beaufsichtigen gemeinsam mit den Patres den Bau ihres Klosters, das Ende 2025 fertiggestellt sein soll. Der Bau eines Mädchenwohnheims für zunächst 25 Mädchen soll dann an das Kloster angeschlossen werden und bereits 2026 bezugsbereit sein, so der Plan. Ab der fünften Klasse wer den Kinder aus der Region Amadi dort die Chance auf eine Schul- und Be rufsausbildung erhalten, zunächst in Hauswirtschaft und Hygiene sowie in Handarbeit - Fertigkeiten, die in Amadi dringend gebraucht werden und den

erfahren durften, an Notleidende in anderen Ländern weiterzugeben.“ Vor zwei Jahren flogen sie und Schwes ter Leena, eine Mitschwester, in die DR Kongo und besichtigten mit den bereits vor Ort tätigen Augustiner patres mögliche Standorte für ihre Mission. Ihre Wahl fiel auf eine Regi on, die ihre Hilfe dringend braucht: Amadi. Als die Entscheidung gefallen war, ging alles sehr schnell. Die Celli tinnen-Schwestern M. Navya, Oberin und Sozialarbeiterin, M. Merly, aus gebildete Krankenschwester, und M. Sanjana, Lehrerin und Erzieherin, le

Amadi in der DR Kongo Die Demokratische Republik (DR) Kongo ist trotz ihres Reich tums an Seltenen Erden und Edelmetallen eines der ärmsten Länder der Welt. Der Nordosten des Landes ist schwer zugäng lich und erfährt selbst von der eigenen Regierung keinerlei Un terstützung. Amadi ist eine Kleinstadt im Norden der DR Kongo, in der Region Bas-Uelé, im afrikanischen Urwald. Rund 18.000 Menschen leben dort, in der Regel in ärmlichsten Verhältnissen. Die Anreise von Deutschland aus ist abenteuerlich: Sie dauert zwei Tage und führt über Istanbul nach Entebbe (Uganda). Von dort geht es dann über die Grenzstadt Bunia in den Nordosten der DR Kongo und weiter nach Amadi. Während das Land, besonders der Osten, gebeutelt ist von militärischen Auseinan dersetzungen zwischen Milizen und Regierungstruppen, ist die Lage in Amadi und der Provinz Bas-Uelé zwar nicht konfliktfrei, aber weniger angespannt. Die offizielle Sprache ist Französisch, die Landessprache Lingala.

Zum Hintergrund Die Kölner Cellitinnen nach der Regel des hl. Augustinus e.V. knüpften in den 60er Jahren Kontakte nach Indien. Da mals lebte die Mehrheit der Menschen dort noch in bitterer Armut. Die Ordensschwestern holten junge Inderinnen nach Deutschland in ihre Krankenpflegeschulen. Nach den Gelüb den und als ausgebildete Krankenschwestern kehrten viele der ‚Augustinian sisters‘ wie die Cellitinnen in Indien genannt werden, in ihre Heimat zurück. Dort errichteten sie Kranken häuser, kümmerten sich um Alte und Kranke oder leiteten Schulen und Internate, in denen vor allem Mädchen eine praktische Ausbildung erhielten. 65 Jahre nach Gründung der indischen Mission haben die ‚Augustinian Sisters‘ Niederlas sungen über den ganzen Subkontinent verteilt. In Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern oder Behindertenheimen ermöglichen sie den von der Gesellschaft Ausgegrenzten ein Leben in Würde.

Ein typischer Marktstand im Dorf

Alles wird auf Motorrädern über lange Strecken hinweg transportiert – auch Vieh

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Kardinal Van Thuân – ein Zeuge der Hoffnung

Die Botschaft der Hoffnung von Kardinal Van Thuân für unsere Zeit ist Thema des diesjährigen Kölner Kardinal Van Thuân-Forums. Die Veranstaltung versteht sich als Beitrag zum Heiligen Jahr 2025, das Papst Franziskus ausgerufen hat.

Bei einer Familie zu Hause in der Küche

In den Dörfern sind Kinder klar in der Mehrzahl

gute Menschen in unserer Mission in 32 Niederlassungen in Indien gehol fen. Wir vertrauen darauf, dass ER uns auch im Kongo helfen wird“, so die Generaloberin. Dass Amadi über ein großes Potenzial verfügt, davon sind die Schwestern überzeugt. Finanzierung Rund 110.000 Dollar wird der Bau des Mädchenwohnheims kosten, mit Gemeinschafts- und Studierräumen, Schlafsälen für die jüngeren Kinder und Einzelzimmern für die älteren, einer Küche, Speise-, Vorrats- und Waschräumen. Das Wohnheim wird außerdem einer Köchin und einem Hausmeister ein regelmäßiges Ein kommen garantieren. Die Ordensschwestern möchten das Projekt schnellstmöglich in Angriff nehmen und legen es allen Mitar beitern unter dem Dach der Stiftung der Cellitinnen sehr ans Herz, denn Bildung und ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ ist genau die Art von Unterstützung, die nachhaltig wirkt und Kindern wie Elodi und Herline eine Zukunft in ih rer Heimat gibt. „Sobald wir das Geld zusammenhaben, können die Arbei ter mit dem Bau beginnen. Es müs sen nicht immer große Spenden sein. Auch kleine Beträge helfen, das Pro jekt auf den Weg zu bringen“, erklärt Schwester M. Kusum. Jede Spende kommt 1:1 in Amadi für den Bau des Wohnheims an. Das Kloster errichten die Schwestern aus eigenen Mitteln. „Schon für 30 Dollar können wir eine

Mädchen eine Perspektive geben – jenseits von Missbrauch, Ausbeutung und Prostitution. „Unser kurzfristiges Ziel ist es, das Mädchenwohnheim zu bauen und 25 Kindern Rechnen, Sch reiben und Lesen sowie grundlegende Fertigkeiten beizubringen. Mittelfristig möchten wir einen zweiten Konvent gründen, in dem wir die Mädchen, die wir bis zur zehnten Klasse ausgebildet haben, bis zum Abitur begleiten, damit sie anschließend eine Ausbildung zur Krankenschwester machen oder eine Universität besuchen können“, erklärt Schwester M. Kusum ihre ehrgeizigen Projekte. Aber auch jede weite Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Wenn alles gut läuft, gehören Elodi und Herline im kommenden Jahr zu den ersten Bewohnerinnen des Mäd chenwohnheims. Doch bis dahin sind noch ein paar Hürden zu nehmen. Die Löhne für die Arbeiter sind zwar sehr niedrig, aber die Materialien müssen unter erschwerten Bedingungen auf Schlamm- oder Sandpisten von weit her herangeschafft werden. „Alle Ein käufe, seien es Lebensmittel, Haus haltsgegenstände, Kleidung, Schreib waren oder Baumaterialien, müssen wir in der 270 Kilometer entfernten Stadt Isiro besorgen. Das kostet viel Geld.“ Doch die Schwestern lassen sich von den Umständen nicht ent mutigen. „Wir sind hier, weil wir über zeugt sind, dass wir nie eine Mission beginnen können, wenn wir warten, bis wir alle finanziellen Mittel zusam men haben. Gott hat uns durch viele

ungelernte Hilfskraft einen Monat lang beschäftigen und so einer Fami lie den Lebensunterhalt sichern.“ Die Ausbildung der Mädchen wird künftig über Patenschaften sichergestellt. ‚einfachCellitinnen‘ wird regelmäßig über die Arbeit der Ordensschwes tern vor Ort, die Baufortschritte und später auch über das Leben im Mäd chenwohnheim berichten. Gemeinsam mit unseren Leserinnen und Lesern möchten wir dafür sorgen, dass die Vision der Ordensschwes tern für Elodi und Herline, ihre Heimat Amadi und alle Menschen dort Wirk lichkeit wird. (S.B./S.St.)

D ie Stiftung Hoffnungswege lädt gemeinsam mit dem Katholi schen Bildungswerk Köln unter dem Titel „Hoffnungswege - Die Bot schaft von Kardinal Van Thuân für un sere Zeit“ zum 2. Kölner Kardinal Van Thuân-Forum am 20.09.2025 in das Mutterhaus der Cellitinnen zur hl. Maria in der Kupfergasse nach Köln-Longerich ein. Aber wie kommt es zu dieser unge wöhnlichen Verbindung der Ordens schwestern der Cellitinnen zu einem vi etnamesischen Erzbischof und Kardinal, und warum halten wir es auch über 20 Jahre nach seinem Tod für lohnenswert, uns mit seinem Leben und seiner Spiri tualität zu beschäftigen? Kaum ein Gut ist in unserer von vielfäl tigen Krisen geprägten Zeit so rar wie die Hoffnung. Hoffnung ist eine Hal tung, die sich besonders in scheinbar ausweglosen Situationen bewährt und zeigt. Menschen, die hoffen, verschlie ßen nicht die Augen vor der Not und dem Leiden in der Welt oder ihrem eige nen Leben. Hoffnung drängt zu Solida rität. Darin unterscheidet sich Hoffnung von einem simplen Optimismus oder von Vertröstung. Wer hofft, reflektiert auch den Grund seiner Hoffnung. Hier besteht eine Verbindung zum Lebens zeugnis von Kardinal Van Thuân und zur biblischen Botschaft der Hoffnung, die ihn trug.

Den Cellitinnen zur hl. Maria in der Kupfergasse war Kardinal Van Thuân schon zu seiner Studienzeit in Rom Mitte der 1950er Jahre durch mehrere Besuche eng verbunden. Auch nach seiner Haft und Ausweisung aus Viet nam bestand diese Verbindung wei ter. Im Mutterhaus in Köln-Longerich befindet sich eine Ausstellung zu sei nem Leben. Unser Forum versteht sich als Beitrag zum Heiligen Jahr 2025 unter dem Leitwort ‚Pilger der Hoffnung‘. In die sem Sinne freuen wir uns auf zahlrei che Besucher, die am 20.09.2025 an unserem Forum im Mutterhaus teil nehmen. Auf der Webseite www.kardinal-van thuan.de finden sich weitere Infor mationen zu Kardinal Van Thuân und zum genauen Ablauf des Forums. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, an einer Heiligen Messe zum Gedenken an Kardinal Van Thuân mit der vietna mesischen Gemeinde teilzunehmen. Die Teilnahme am Forum ist kos tenlos. Eine Anmeldung ist bis zum 05.09.2025 erforderlich unter: anmeldung.stiftung@cellitinnen.de (J.F.)

Denn der vietnamesische Kardinal Francois-Xavier Nguyen Van Thuân (1928-2002) ist ein eindrucksvoller Zeuge dafür, selbst in größter Ver zweiflung die Hoffnung nicht zu ver lieren. Während seiner Haft im kom munistisch regierten Vietnam von 1975 bis 1988 verfasste er ‚Gebete der Hoffnung‘, die bis heute faszinieren. In zwei Vorträgen von Dr. Hubertus Blaumeiser (Rom) und Dr. Werner Höbsch (Brühl) sowie in weiteren Ge sprächen sollen Hoffnungswege auch für uns heute bedacht und bespro chen werden. Außerdem wird auf der Veranstaltung die deutsche Neuüber setzung der ‚Hoffnungswege: Bot schaft der Freude aus dem Gefängnis‘ vorgestellt.

Der Bau des Klosters macht Fortschritte

Spendenkonto Augustinerinnen Köln, Severinstr. e. V. IBAN: DE39 3706 0193 0036 2000 14 Verwendungszweck: Mädchenwohnheim Amadi

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