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Ausgeschlossen von einer ordentlichen Schul- und Ausbildung können Mädchen in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) von einem Leben in Würde nur träumen. Vielen bleibt nur der Weg in die Prostitution, um sich und ihre Familien zu ernähren. Die Schwestern der Cellitinnen nach der Regel des hl. Augustinus möchten ihnen eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben geben.
E lodi und Herline sind neun und zwölf Jahre alt. Sie leben in Amadi, einer Region mit 18.000 Seelen im Nordos ten des Landes. Elodis Mutter arbeitet auf den Feldern, ihre Tochter kümmert sich als Älteste um den Haushalt und die vier Ge schwister. Bevor der Vater die Familie von heute auf morgen verließ, jobbte er als Ta gelöhner auf Baustellen oder fand, mit et was Glück, für ein paar Tage oder Wochen eine der besser bezahlten Hilfsarbeiten in den nahegelegenen Goldminen. Von ihm hing es ab, ob die siebenköpfige Familie we nigstens einmal am Tag satt wurde - das ist jetzt viel schwieriger geworden. Herline wächst ebenfalls ohne Vater auf. Die Mutter ist Erzieherin und arbeitet für ein sehr kleines Gehalt in einem kleinen Kinder garten. Während der Arbeitszeit kümmert sich die Zwölfjährige um den Haushalt und ihren kleinen Bruder, oder sie verdient ein paar Cent beim Reisstampfen dazu. Wann immer es geht, gehen Elodi, Herline und ihre
Geschwister in die nahegelegene staatliche Grundschule. Was sie dort lernen? Nichts, denn es gibt keine Lehrer, seitdem die Re gierung deren Gehaltszahlungen einfach einstellte. Die beiden Mädchen kommen mit ihren Geschwistern trotzdem gerne in die Schule. Ein geschützter Raum, in dem sie mit ihren Freundinnen für ein paar Stun den ihren Träumen nachhängen können. Dann sind sie Lehrerinnen, Ärztinnen oder Krankenschwestern. In ihrem Spiel woh nen sie in einem ‚richtigen‘ Haus, so wie sie es in einer alten Zeitschrift gesehen haben, mit eigenen Zimmern - und nicht zu siebt oder mehr in einer Lehmhütte, in der alle Bewohner, Menschen und Nutztiere, sich einen Raum teilen. Zeugnisse erhalten die Mädchen trotzdem jedes Jahr, mit guten Noten für Leistungen, die nie erbracht wer den konnten. Was Herline, Elodi und ihre Freundinnen in ihrem Alter noch nicht rea lisieren: Wenn sich in Amadi nichts ändert, ist ihr Weg bereits vorgezeichnet, und zwar völlig anders als der, den sie sich ausmalen.
Elodi (re) und Herline
Mädchen eine Perspektive geben
Grafik: Getty Images
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