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MENSCHEN

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Über den Tellerrand geschaut Eine angehende Gesundheits- und Kranken- pflegerin nimmt am Erasmus+ Programm teil und sammelt inWien wertvolle Erfahrungen

Sabrina Helmes inWien

I ch bin im Moment im zweiten Ausbildungsjahr zur Gesundheits- und Krankenpflegerin an der Lou- ise von Marillac-Schule in Köln. Im Rahmen eines Erasmus+ Program- mes bekam ich die Gelegenheit, für einen Monat ein Auslandspraktikum im St. Anna Kinderspital in Wien zu machen. Das Kinderspital ist das äl- teste der Stadt.Die Klinik hat nur 121 Betten. Ich war auf der HNO- und Belegbettenstation eingesetzt. Dort lagen Kinder, die eine Bluttransfusi-

on benötigten, bei denen ein Mag- netresonanztomografie (MRT), eine Darm- oder Magenspiegelung vor- genommen wurde. An meinem ersten Tag meldete ich mich um 8:00 Uhr bei der Pflege- direktion. Dort bekam ich meinen Spindschlüssel und die Zugangs- karte für die Station. Ich erhielt außerdem meine Arbeitskleidung, die ich mir jeden Tag frisch holen konnte. Auf meiner Station erwar- tete mich schon meine Praxisan- leiterin. Ich wurde sehr freundlich vom Team empfangen. Die Praxis- anleiterin hat mir alles gezeigt und meine Fragen beantwortet. Mei- nen Dienstplan durfte ich selbst einteilen: Ich entschied mich für Zehn-Stunden-Dienste. So hatte ich eine Vier-Tage-Woche und damit mehr Freizeit für das Er- kunden der Stadt. Die examinier- ten Pflegefachkräfte arbeiten in Österreich pro Dienst 12,5 Stun- den, inklusive Pause. Dies durfte ich als Auszubildende aber noch nicht. An den Wochenenden hat- te ich immer frei. Im Anschluss an die Formalitäten führte mich die Praxisanleiterin durch das Haus und dann ging es auch schon los.

Im Tagdienst waren wir meistens fünf examinierte Pflegekräfte und ein oder zwei Praktikanten. Stress gab es aufgrund des gu- ten Personalschlüssels nie. Wir arbeiteten entspannt und die Pflegefachkräfte hatten Zeit, uns viel zu erklären. In den ersten Tagen habe ich mich in die Abläufe der HNO eingear- beitet und konnte ziemlich schnell auch Abläufe selbstständig über- nehmen. Dabei ging es vor allem um die OP-Vorbereitung, die Über- wachung nach der OP, das Vor- bereiten von Schmerzmitteln, die Dokumentation und die Entlassun- gen. Die Umstellung auf Kinder als Patienten war anfangs ungewohnt. Das hat sich aber schnell gelegt.

Ich musste mich auch an den ös- terreichischen Dialekt gewöhnen. Das ging aber zum Glück schnel- ler als gedacht. Über die Wochen habe ich, als ich sicher auf der HNO-Seite arbeiten konnte, bei den anderen Patienten auch as- sistiert, um dort Erfahrungen zu sammeln. In der dritten Woche durfte ich dann einen Tag mit in den Opera- tionssaal, um vor allem die HNO- Eingriffe besser nachvollziehen zu können. Das Team im OP war sehr freundlich zu mir und die ope- rierende Ärztin, mit der ich vorher schon ein paar Mal auf Station zusammenarbeiten durfte, hat mir alles erklärt, was ich wissen woll- te. Sie hat bei der OP sogar kurze

heit, zu lernen, was es heißt, sich um einen Haushalt zu kümmern.

Pausen gemacht, damit ich Dinge auch genau sehen und nachvoll- ziehen konnte. Das war eine echt tolle Erfahrung. Gewohnt habe ich in einem klei- nen Apartment, fußläufig von meinem Krankenhaus entfernt. An den langen Wochenenden stöberte ich durch Wien. Ich wur- de jedes Wochenende von Freun- den aus Deutschland besucht – ob das wohl an mir oder an Wien lag? Da ich in Deutschland noch bei meinen Eltern lebe, hatte ich so auch ein bisschen Gelegen-

Zusammenfassend kann ich sa- gen, dass ich sehr dankbar für dieses Auslandspraktikum bin. Nicht nur, um das Arbeiten in ei- nem anderen Land, sondern auch um die österreichische Kultur und den dortigen Klinikalltag kennen- gelernt und miterlebt zu haben. Ich empfehle jeder angehenden Pflegefachkraft, so ein Praktikum zu machen.

Sabrina Helmes

Im St. Anna Kinderspital

Fotos: Sabrina Helmes

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CellitinnenForum 02 | 2020

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