Cellitinnen 1_2015
Glauben Leben
Beruf(ung) Welche Fähigkeiten benötigen Mitarbeiter in der Pflege?
Kürzlich veröffentlichte das Mei- nungsforschungsinstitut FORSA die Ergebnisse einer Umfrage zum Thema „Welche Berufe wir schätzen – und welche nicht.“ 1 Überraschen- derweise sind die ersten fünf Plätze von den klassischen Sozialberufen belegt, wobei die Alten- und Kran- kenpflege auf Platz zwei sogar noch vor den Ärzten (Platz drei) liegt, aber gleich nach der Feuerwehr (Platz eins) eingestuft wurde. Um die Liste zu vervollständigen, auf Platz vier kam die Polizei und auf Platz fünf schafften es Mitarbeiter in KiTas oder Kindergärten. Die Öffentlich- keit scheint also ein großes Maß an Verständnis und Wohlwollen für die Sozialberufe zu haben. Was ist denn so anziehend an sozialen Berufen und was bedeuten Beruf und Professionalität? Gesundheits-und Krankenpfleger wird jemand, der gerne mit Men- schen arbeitet und ihnen auch in existenzieller Not helfen kann. Das- selbe gilt wohl auch für die anderen vier Berufe der FORSA Umfrage. Das Wort Beruf geht auf das la- teinische ‚vocare‘ (rufen) zurück, was ab demMittelalter als Berufung oder ,berufen werden‘ verstanden wurde. Das Wort Professionalität hat eine gleichermaßen spirituelle Basis, nämlich das Bekenntnis (professio) zu einem bestimmten Berufs(stand) mit all seinen Wer- 1 http://www.wiwo.de/erfolg/beruf/forsa-umfra- ge-welche-berufe-wir-schaetzen-und-welche- nicht/10620782.html?slp=false&p=2&a=fal- se#image
ten und ethischen Überlegungen. Vielleicht ist es heute verständli- cher von Talent oder Begabung zu sprechen, das mit Interesse und Hingabe an eine Sache einhergeht. Aus Erfahrungsberichten von Pfle- genden und Ärzten zu schließen, braucht es sicherlich ein stabiles Fundament von Begabung, Talent, Hingabe und Wissbegierde, um in diesem anstrengenden, sich ständig ändernden Beruf Bestand haben zu können. Was muss ein Mensch denn für diesen Beruf mit- bringen, um den Patienten als ver- wundete und hilfesuchende Person nicht aus den Augen zu verlieren? Einerseits braucht ein Mitarbeiter im Gesundheitswesen einen tu- gendhaften Charakter, um sich mit Tapferkeit, Gerechtigkeit, Beherr- schung und Wissen um die Be- lange im täglichen Leben eines kranken Menschen kümmern zu können. Auch wenn die Arbeit mit Patienten oft unter Zeitmangel, Personalengpäs- sen, Arbeitsverdichtungen und prozessorientierten Abrech-
Andererseits dürfen wir auch in unserer schnelllebigen, ergebnis- orientierten Zeit in der Pflege von kranken und alten Menschen nicht an den folgenden, fundamental spirituellen Elementen sparen: an der Beziehung zu einemMenschen in Not, am Gespräch mit diesem Menschen über seine Not und an der uneigennützigen Hilfe, um diese Not zu lindern. Nicht die Dienst- leistung am Kunden, sondern der Dienst am Kranken ist der spiri- tuelle Heilauftrag aller großen Welt- religionen – und diese Berufung wird auch weiterhin die Anziehung eines katholischen Krankenhauses ausmachen. Dr. Sylvia Klauser
nungspauschalen leiden kann, wie Professor Maio in seinem Buch Ge- schäftsmodell Gesundheit
(2014) kritisiert, so sieht er doch auch die Tugenden der Kreativität, Behutsamkeit, Solidarität und Ganzheitlich- keit als tragende Elemente der christlichen Nächstenliebe im Dienst am Kranken.
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