Cellitinnen 2_2018

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Was hat uns im Leben geprägt? All das kann in verschiedenen Musik- stücken verborgen sein und durch das Singen oder Musizieren zum Vorschein kommen. Musik ist allen zugänglich. Leider hört man von vielen Menschen auch im Alter, sie seien unmusikalisch. Dabei misst sich die Musikalität eines Menschen nicht daran, wie gut er ein Instrument spielen kann oder wie schön seine Stimme klingt, sondern daran, ob er sich von der Musik berühren und begeistern lässt; dabei spielen Alter, sozialer Status oder Bildungsstand keine Rolle. Von den verschiedenen Arten des Musizierens ist das Singen am be- liebtesten, besonders bei der äl- gemeinsame Singen von Kirchen- und Volksliedern einen großen ge- sellschaftlichen und familiären Stel- lenwert. Singen ist für Menschen, egal wie alt sie sind, etwas ganz Natürliches; es gehört zum Leben dazu. Verschiedene Studien be- legen, dass Singen generell und besonders im Alter gesundheits- fördernd wirken kann. Beim Singen wird unsere Atmung aktiviert. Viele Menschen neigen dazu, ‚flach‘ zu atmen, so dass die Lungen nicht ganz ‚durchgelüftet‘ werden. Beim Singen hingegen atmet man viel tiefer ein und langsamer aus, was teren Generation. In ihrem Leben hatte das

die Funktion der Lunge und des Kreislaufsystems fördert. Dadurch fühlen sich Menschen auch nach einem zweistündigen Singen frisch, beflügelt und voller Energie.

für das Singen in einemChor, ist das Gemeinschaftsgefühl. Die Senioren erleben sich als Teil einer Gruppe, die ihnen durch gemeinsame Pro- ben und Auftritte Halt und Struktur gibt. Vielen vermag die Gemein- schaft sogar einen neuen Lebens- sinn zu verleihen. Manche ältere Menschen, die Ver- lusterfahrungen durch den Tod ihres Partners oder eigene körperliche oder geistige Einschränkungen erfahren haben, finden in einem Chor ‚ihre neue Familie‘. Das ge- meinsame Erlernen und Aufführen musikalischer Werke gibt ihnen das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, das ihr Selbstwertgefühl steigern und die Lebensfreude neu erwecken kann. Die heilende Wirkung des Singens auf Körper und Seele ist unumstrit- ten. Gerade in der Gemein-

Positive Effekte

Darüber hinaus wächst der positi- ve Effekt des Singens, wenn man es gemeinsam mit anderen macht. Unbestritten gewinnt das Singen in einem Chor für ältere Menschen an Bedeutung. Denn die Stimme, wenn sie auch früher sehr gut klang, ver- ändert sich im Alter. Zusammen mit Gleichgesinnten kann man jedoch einen volleren und kräftigeren Klang erleben. Denn in einem Senioren- chor stehen Begeisterung und Freu- de am gemeinsamen Gesang im Vordergrund, ohne dass vom Einzel- nen Höchstleis-

t ungen gefordert sind. Wenn dabei Spaß und

Freude erlebt werden, fühlen sich die Sänger gesünder und zu- friedener. Ältere Menschen, die in einem Chor singen, tun auch eini- ges für ihre geistige und kognitive Fitness. Zum einen müssen Text und Melodie korrekt wiedergege- ben, zum anderen die Zeichen des Chorleiters beachtet werden, um das Lied gemeinsam anzufangen und zu beenden. Dies führt dazu, dass die Teilnehmer während der Probe unvermindert tief konzentriert sein müssen. Der wichtigste Grund,

schaft eines Chores eröffnen sich für ältere Menschen gute Möglich- keiten, leichter, schöner und würde- voller zu altern. Frei nach demMotto von Eberhard Malitius, der extra für Senioren seine Lieder komponiert: „Singe wem Gesang gegeben! Wer viel singt, wird besser leben! Und, wer weiß, vielleicht auch länger. Da- rum sei ein guter Sänger.“

Nadja Pazzini

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CellitinnenForum 2/2018

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