Cellitinnen 3_2017

Glauben | Leben

Auch die in verschiedenen Varian- ten überlieferte Legende von St. Ur- sula und den 11.000 Jungfrauen war äußerst populär – ein dramati- scher Erzählstoff von europäischer Dimension, der auch vielfach von Malern aufgegriffen und in Bilder- zyklen geschildert wurde. Ursula soll in Britannien als Toch- ter eines christlichen Königs auf- gewachsen sein. Ein heidnischer König hörte von ihrer Schönheit und Tugend; deshalb wollte er sie mit seinem Sohn verheiraten. Die Werbung durch Gesandte war zu- nächst erfolglos, weil das Heiden- tum und das Jungfrauengelöbnis Ursulas dagegen standen. Als sich sogar ein kriegerischer Konflikt da- raus zu entwickeln drohte, hatte Ursula eine göttliche Eingebung. Bedingungen für eine Heirat sollten sein: Der Bräutigam müsse sich taufen lassen und bis zur Hoch- zeit eine Frist von drei Jahren ein- räumen. Innerhalb dieser Zeit wolle sie mit 11.000 Gefährtinnen eine Pilgerfahrt nach Rom unternehmen. Auf der Fahrt rheinaufwärts in Köln angelangt, erschien Ursula ein En- gel im Traum mit dem Auftrag, von Rom nach Köln zurückzukehren, da es für sie und ihre Begleiterinnen bestimmt sei, dort den Märtyrer- tod zu erleiden. Auf der Rückrei- se, auf der sie sogar vom Papst selbst begleitet wurden, erfüllte sich dann das Schicksal der Pilger. Die Hunnen belagerten Köln und er- mordeten umgehend die frommen Frauen mit großer Brutalität. Auch ihr Bräutigam Aetherius, der das Christentum angenommen hatte und Ursula entgegengefahren war, wurde getötet.

unter elf nun mit Namen genannten Jungfrauen Ursula auf, am Ende dieses Jahrhunderts rückt sie als Anführerin einer Gruppe von Ge- fährtinnen in den Mittelpunkt. Aus der gleichen Zeit stammt auch die früheste, schriftlich fixierte Form der Legende in lateinischer Sprache. In einer zweiten Fassung ist dann vom Martyrium der 11.000 Jungfrauen die Rede. Die Vermehrung dürfte einem Lesefehler geschuldet gewe- sen sein, indem die Abkürzung ‚XI M.V.‘ nicht mehr als ‚UndecimMar- tyres Virgines‘, das heißt elf jung- fräuliche Märtyrerinnen, sondern als ‚Undecim Milia Virginum‘, also 11.000 Jungfrauen, verstanden wurde. Dies wurde sogar plausibel, als man Anfang des 12. Jahrhun- derts in der Nähe der damaligen Ursulakirche Erdreich aushob und auf ein römisches Gräberfeld mit zahllosen Gebeinen stieß. Diesen ,Ager Ursulanus‘ (,Ursulaacker‘) brachte man mit den ‚Heiligen Jungfrauen‘ in Verbindung. Die Verehrung erhielt immensen Aufschwung und war vermutlich auch der Anlass zum Bau der romanischen St. Ursulakirche, die den Kern des heute bestehenden Gotteshauses bildet. Ab dem 12. Jahrhundert verbreitete sich der Kult der Heiligen Ursula und ihrer Gefährtinnen mehr und mehr, zu- mal Reliquien aus der Vielzahl der gefundenen Gebeine in alle euro- päischen Länder verbreitet wurden. Dazu entstanden auch jene typi- schen Reliquienbüsten, die Anmut und Schönheit der Märtyerjungfrau- en, vor allem durch das Lächeln, zeigen, das auf den Gesichtern liegt.

Ursula überlebte zunächst, weil der Hunnenkönig von ihrer großen Schönheit beeindruckt war. Als Ur- sula jedoch empört das Angebot, seine Frau zu werden, ausschlug, ließ der abgewiesene König sie mit einem Pfeil erschießen. Engelshee- re sollen die Hunnen dann aus Köln vertrieben haben. Die Kölner aber sammelten die Toten und begruben sie in allen Ehren.

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