Cellitinnen 3_2017

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Cellitinnen Forum

03/2017 Zeitschrift der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria

■ Titel | Thema

■ Glauben | Leben

■ Idee | Einsatz

Vorsorge treffen S. 4

Sternwallfahrt S. 36

Versorgungscampus S. 48

Inhaltsverzeichnis

2 3

Vorwort

Titel | Thema

Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung

4– 14

Klare Worte helfen

4 5 6 7 8 9

Patientenverfügung überprüfen Auf den Ernstfall vorbereitet? Denkanstoß durch Beratung Wer entscheidet im Notfall? Organspende ist Vertrauenssache Gut beraten im Seniorenhaus Und was passiert mit mir ‚danach‘?

10

11– 12

Kölner Vorsorgetag 2017

13 14 14 15 16

Letzte Hilfe

Vorausschauend planen

Medizin | Betreuung

Das Beste für jeden Patienten Kleine Kapsel – große Wirkung Ausbau der integrierten Onkologie Stadt Köln entscheidet über Pflege Mittels Navigation durch die Lunge Die einfachste Sache der Welt? Die Sprache des Herzens

17–18

19

20–21

22

23–24

Stationsleitertag

25 26 27

Internationaler Tag der Pflege

Radioonkologisches Zentrum geht ‚OnLine‘ Ziellinie des Baumarathons erreicht

28–29 30–31

Erfolgreich gegen den Schmerz

Profile | Personen

Neuer Geschäftsführer Pflege unter neuer Leitung Eigenständige Fachklinik Neuer Chefarzt in Wuppertal St. Angela unter neuer Leitung Was macht eigentlich…? Neue Chefärztin am St. Marien-Hospital

32 32 33 33 34 34 35

Zehnte Sternwallfahrt

36–37 38–40

Glauben | Leben

Wegbegleiter des Lebens XXVI. Teil

Mit Herz und Hand „Es war sooo schön!“ Herzlichen Glückwunsch!

41

42–43

44

Feste | Feiern

Der Rohbau steht

45

Schlussakkord mit ‚Cat Ballou‘

46–47

Idee | Einsatz

Dienstleistungen in eigener Hand ‚Dat Du min Leevste büst…‘

48–51 52–54

Wasser für Uganda

55 56 57 58 59

„Nichts ist einfach so …“ Entdecken und mitmachen

„Erzähl mal!“

Musik wagt neue Wege

Kultur | Freizeit

Äthiopien, Teil 2

60–63 64–65

Auf die Plätze, fertig, los!

Kurz | Kompakt

Veränderungen bei ProServ

66 66 67

Herzlich willkommen!

In memoriam

Behandlungsschwerpunkte/Impressum

68–69 70–71

Kontakte

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Vorwort

Liebe Leserinnen, Liebe Leser,

Sie wissen doch genau, was Sie wollen? Wo und wie Sie wohnen möchten, welches Auto Ihre Ansprüche erfüllt, welches Urlaubsziel die nötige Ruhe und Entspannung bietet. Wie oft sitzen Sie mit Ihrer Familie zusammen und sprechen über diese, für Ihr Wohlbefinden ‚wichtigen‘ Themen? Aber wie oft haben Sie sich schon mit Ihren Angehörigen darüber unterhalten, was im Falle eines gravierenden Unfalls oder einer schweren Krankheit mit Ihnen oder Ihren Lieben geschehen soll? Wie möchten Sie behandelt werden, wie weit sollen Medizin und Technik Ihr Leben bestimmen und vor allen Dingen, wer soll dafür zuständig sein, entsprechend Ihren Wünschen und Verfügungen zu handeln, wenn Sie selbst es nicht mehr können. Was stellen Sie sich vor, was möchten Sie, wenn Sie hochbetagt Ihrer Alltagssituation nicht mehr gewachsen sind?

Sich mit Krankheiten, Unfällen und ihren möglichen Folgen zu beschäftigen, das fällt keinem leicht. Besonders dann nicht, wenn man jung ist oder mitten im Leben steht. Die Abfassung eines Testamentes, einer Vorsorgevoll- macht oder einer Patientenverfügung führt einem die Endlichkeit des Daseins vor Augen, lässt Dinge oder auch Tatsachen offensichtlich werden, mit denen man sich eigentlich gar nicht beschäftigen möchte. Aber wie gut fühlt man sich, wenn man etwas erfolgreich erledigt und grundsätzlich geregelt hat: Sie allein bestimmen, wer in Ihrem Sinne handelt, wer Ihre Wünsche erfüllt. Und wenn Sie nicht das eigene Wohl vor Augen haben, dann denken Sie doch an Ihre Familie. Möchten Sie es Ihrem Ehepartner oder Ihren Kindern zumuten zu entscheiden, ob beispiels- weise lebenserhaltende Maßnahmen bis zu einem qualvollen Ende aufrechterhalten werden? Wie schwer tun sich Angehörige damit, im Sinne des Kranken zu entscheiden, ob eine zusätzliche Operation, eine weitere Dialyse, eine Weiterführung der Ernährung durch eine Magensonde gewünscht ist. Lassen Sie mich unser ‚ernstes‘ Titelthema mit einer kleinen, aber bedenkenswerten Anekdote beenden: Ein Kollege sagte einmal, dass ihn Wollpullover, direkt auf der Haut getragen, geradezu quälen. Deshalb hätte er jetzt schon aufgeschrieben, dass, falls er einmal demenzerkrankt sei, niemand ihm einen Wollpullover anziehen dürfe. Er möchte diese fürchterliche Qual nicht erleiden, ohne den Grund seines Unwohlbefindens äußern zu können. Und wenn alle davon wüssten, dann wäre ihm, aber auch denjenigen, die ihn betreuen, sehr geholfen. Bei der Vorsorgevollmacht und der Patientenverfügung geht es augenfällig um mehr als um kratzende Wolle. Aber sie ver- deutlicht sehr anschaulich – es geht um umsorgtes, menschenwürdiges Wohlergehen im Alter und im Krankheitsfall.

Hans Mauel Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria

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Titel | Thema

Klare Worte helfen Selbstbestimmt das Lebensende regeln

Wir Deutschen haben alles gerne nach Plan und geregelt: Wir sichern uns und unser Hab und Gut vor Hagel- oder Sturmschäden ab, das Auto vor Schrammen und Beulen, wir planen unsere berufliche Zukunft mit der Wahl der ‚richtigen’ Schule, Ausbildung oder Universität und mit dem Eigenheim sorgen wir für das Alter vor. Mit Versicherungspoli- cen schützen wir uns oder unsere Familien vor finanziellen Desastern bei Un- oder Todesfällen. An alles gedacht? Na ja – bis ins hohe Alter oder solange wir fit und gesund sind, haben wir alles scheinbar im Griff. Was danach kommt, blen- den wir aus. Wer beschäftigt sich schon ohne Not mit dem eigenen ‚Was wäre, wenn‘ bei schweren Krankheiten oder Tod? Und dann darüber auch noch mit jemanden reden, der mir nahesteht? Wie wichtig es ist, diese Themen nicht zu verdrängen und sich bera- ten zu lassen, erklären wir in den fol- genden Artikeln. Unheilbare Krank- heiten machen vor keiner Haustüre halt, egal wie gut diese gesichert ist. Auch schwere Unfälle können von jetzt auf gleich die Frage aufwerfen, wer gegenüber den Ärzten meine Interessen wahrnimmt, weil ich sie nicht mehr artikulieren kann. Gut, wenn man dann vorgesorgt hat: In einer Patientenverfügung bestimme ich, in welchen Fällen keine lebens- verlängernden Maßnahmen mehr eingeleitet werden sollen. In einer Vorsorgevollmacht bevollmächtige

ich eine Person meines Vertrauens, in meinem Sinne Entscheidungen für mich durchzusetzen, wenn ich dazu nicht mehr in der Lage bin. In beiden Fällen muss man sich vor der Unterzeichnung sehr ausführ- lich mit dem eigenen Ende aus- einandersetzen – das schmerzt,

schieden ab. Und der letzte Weg? Auch hier ist jeder gut beraten, seine Wünsche zeitig zu äußern oder festzuschreiben; und wenn es nur dafür ist, der Familie Sicher- heit zu geben, sodass sie trauern kann und sich nicht noch um

erleichtert aber in Extremsituationen nicht nur mir, son- dern allen Beteilig- ten – Familie, Ärzten, Pflegern – wichtige En t sche i dungen . Was ist bei dem Auf- setzen solcher Ver- fügungen zu beach- ten? In welchem Alter macht es Sinn, sich mit diesen Fragen zu be- schäftigen? Im Verbund der Cellitinnen arbeiten Experten, die sich mit Verfügungen und Voll- machten bestens aus- kennen, und Bewohner der Seniorenhäuser, Pa- tienten und Mitarbeiter bis ins Detail beraten. Wie möchte ich aus dieser Welt scheiden? Das ist die Frage, die niemand gerne anpackt, die aber jeder für sich beantworten sollte,

„Was hätte Vater oder Mutter denn gewollt?“ kümmern muss. Die folgenden Artikel möchten Sie informieren und Sie dazu an- stoßen, sich planvoll mit dem Ende des Lebens auseinander- zusetzen.

indem er einen Rahmen vorgibt – der Rest liegt dann nicht mehr in unserer Hand.

Möchte ich meine Organe spenden oder lehne ich eine Entnahme ent-

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Titel | Thema

Patientenverfügung überprüfen BGH-Urteil fordert Spezifizierung des Patientenwillens

Im Juli 2016 wurde in einem Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) entschieden, dass Patientenver- fügungen in Zukunft spezifischer und genauer sein müssen. Dieses Urteil sorgte für Verunsicherung, sodass nun viele Menschen ihre Patientenverfügungen noch einmal gezielt überarbeiten wollen. Dem

unklare Formulierung, dass „keine lebenserhaltenden Maßnahmen“ durchgeführt werden sollten. Kon- kret war nicht klar festgelegt, ob die Patientin mit einer Sonde durch die Bauchdecke (PEG) künstlich ernährt werden wollte. Als sie nach einem Schlaganfall selbst noch sprechen konnte, entschied sie sich für eine solche Sonde. Spä-

des Lebens genau Bescheid weiß, besonders für den Fall, wenn man sich selber nicht mehr äußern kann. Auch mit dem Hausarzt sollte ein solches Gespräch geführt werden. Wie im Leben, so gibt es auch im Sterben immer wieder Situationen, die man sich eigentlich so nicht vor- gestellt hat. Darum ist der Vorsor- gebevollmächtigte die Person, der man vollends vertrauen und die die gemachten Vereinbarungen gegen- über den Ärzten vertreten muss. Was ist zu tun? Eine Patientenverfügung soll so spezifisch wie möglich formuliert sein und genau ausdrücken, welche Behandlungen man am Lebensende nicht mehr haben möchte. Das Schriftstück muss nur persönlich unterschrieben und datiert sein, die Hinzuziehung eines Rechtsanwalts oder Notars ist nicht notwendig. Die Vorsorgevollmacht muss zusätzlich vom Bevollmäch- tigten unterschrieben werden. Die Patientenverfügung sollte ein guter Leitfaden für das Gespräch zwi- schen den behandelnden Ärzten, dem Verfasser und seinem Be- vollmächtigten sein. Dann nämlich kann sichergestellt werden, dass der Patient nach seinemWillen be- handelt wird. Diesen Schwerpunkt auf den mutmaßlichen Patienten- willen hat auch der BGH in einem Beschluss vom 8. Februar 2017 noch einmal bekräftigt. Dr. Sylvia Klauser Ethikreferentin

ter, im Pflegeheim, konnte sie sich aber nicht mehr äußern und der Streit der Angehörigen nahm seinen Lauf und führte schließlich zu dem Gerichtsurteil.

Warum ist eine Patienten- verfügung wichtig?

Die meisten älteren Men- schen fürchten sich am Ende des Lebens vor einem langen Sterbeprozess (62%), vor starken Schmerzen und Atemnot (60%) und davor, der Familie zur Last zu fallen (54%); das besagt eine Um- frage von 2015 des Sozialwis- senschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche Deutsch- lands. Die meisten Menschen wollen am Ende ihres Lebens selbstbestimmt sterben. Dazu ist eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht genau richtig – wenn sie gut verstanden und ausgefüllt ist. Gleich wichtig ist jedoch auch, dass mit dem Vor- sorgebevollmächtigten lange und ausführlich gesprochen wird, da- mit er über die Wünsche am Ende

Urteil des BGH liegt ein Streitfall von Familienangehörigen über die Auslegung einer allgemein ge- haltenen Patientenverfügung der Mutter zu Grunde. Dort stand die

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Titel | Thema

Auf den Ernstfall vorbereitet? Beratung über Patientenverfügung am St. Franziskus-Hospital

Caritas, Deutsches Rotes Kreuz und das Seniorenbüro Ehrenfeld schicken Ratsuchende in die Beratungsstunden. Jeden Dienstag von 16:00 bis 18:00 Uhr haben Besucher jeweils eine Stunde Zeit, um Fragen zu Patientenverfügun-

dass Ratsuchende mit ihren Vorsor- gebevollmächtigten und ihren Haus- ärzten ausgiebig über ihre Wünsche am Ende des Lebens sprechen. Nur wenn Ärzte und Pfleger in den Krankenhäusern den Willen des zu behandelnden Patienten genau ken- nen und eine möglichst stichhaltige Patientenverfügung vorliegt, können Die Mitarbeiter der Bera- tungsstelle haben in der mehr als vierjährigen Beratungsarbeit im Durchschnitt wöchent- lich 2,43 Beratungen durchgeführt. Hinzu kommen natürlich noch die Gesprä- che zur Patientenverfügung, die mit stationären Patienten geführt werden. Wie viel- schichtig und wie per- sönlich das Motiv für die Inanspruchnahme einer solchen Beratung sein kann, zeigt das Beispiel auf der folgenden Seite. sie auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichten.

Seit Mitte Mai 2013 finden im Kölner St. Franziskus-Hospital re- gelmäßig Einzelberatungen zum Thema Patientenverfügung statt. Auf Initiative einiger Mitarbeiter des damaligen Ethikteams wurde die Beratungsstelle ins Leben gerufen. Die Krankenhausgeschäftsführung unterstützt sie finanziell und durch die Freistellung der Seelsorgerinnen, Mitarbeiter aus dem Ethikteam und anderer Experten, die sich mit Pa- tientenverfügungen gut auskennen. Die Öffentlichkeitsarbeit für die Bera- tungsstelle wird vom Büro für Unter- nehmenskommunikation begleitet. Pfarrerin Andrea Máthé und Pasto- ralreferentin Anne Kruse sowie die ehemalige Chefärztin Dr. Marion Reimer werden von Pfarrer Harald Kampmann, evangelischer Pfarrer a.D., und Dr. Sylvia Klauser, Ethik- referentin der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria, in der Beratungsarbeit unterstützt. Die Beratungsstelle wur- de in den vergangenen vier Jahren in ein gutes Netzwerk gemeinnüt- ziger Vereine in Köln eingebunden.

gen und Vorsorgevollmachten zu stellen. Diese beziehen sich zum einen auf die juristischen Grund- lagen, zum anderen werden aber auch ethische Bedenken artikuliert. Seit dem bereits erwähnten BGH- Urteil vom 6. Juli 2016 (XII ZB 61/16) sind viele Menschen verunsichert: Ist ihre Patientenverfügung noch so formuliert, dass sie im Fall des Falles in ihrem Sinne umgesetzt werden kann? Vermehrt suchen Bürger die Beratungsstelle auf, um ihre Pa- tientenverfügungen noch einmal zu diskutieren. Natürlich sollen sie so spezifisch wie möglich sein, jedoch können die Verfügungen niemals alle möglichen gesundheitlichen Not- fälle abbilden. Darum ist es wichtig,

Dr. Sylvia Klauser Ethikreferentin

Wenn auch Sie gerne Informationen über Patientenverfügung und Vor- sorgevollmacht haben möchten, rufen Sie uns bitte an und wir verein- baren einen Beratungstermin. Beratungsstelle für Patientenverfügungen St. Franziskus-Hospital

Schönsteinstr. 63 · 50825 Köln · Telefon 0152–55757904 E-Mail patientenverfuegung.kh-franziskus@cellitinnen.de

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Titel | Thema

Denkanstoß durch Beratung Selbstbestimmte Entscheidung setzt Information voraus

Seit mein Cousin vor einigen Jah- ren mit Mitte vierzig aufgrund einer schweren Erkrankung verstarb, treibt mich das Thema Patienten- verfügung um. Also entschließe ich mich, das Beratungsangebot im St. Franziskus-Hospital in Anspruch zu nehmen. Ich

hilfe an die Hand geben, sollte der Ernstfall eintreten. Wir reden über lebenserhaltende Maßnahmen, Schmerz- und Symptombehand- lung und viele andere Eventualitä- ten. Anne Kruse hat einen Leitfaden und einen Bogen zur Hand, in dem man die unterschiedlichen Hand- lungsoptionen nachlesen und an- kreuzen kann. Ich muss nicht alles sofort entscheiden. Einige Dinge nehme ich mit nach Hause, um sie mit meinem Mann zu besprechen. Ein wichtiger Punkt: Mit den Men- schen, denen man eine Vollmacht erteilt, imGespräch bleiben – einige Formulare müssen sie mit unter- schreiben – und auch sich selbst regelmäßig prüfend fragen, ob die einmal festgelegten Wünsche noch aktuell sind. Nach unserem Bera- tungsgespräch bin ich beruhigt. Nun kann ich mit gutem Gewissen die Vertretung meiner Interessen im Ernstfall anderen Menschen anver- trauen.

tigsten ist die Vorsorgevollmacht“, erläutert Anne Kruse. Denn so gebe ich den Menschen, denen ich künftige Entscheidungen und meine Willensvertretung anver- traue, überhaupt erst die recht- liche Grundlage dafür. Hier muss ich mich aber ‚nur‘ für bestimmte organisatorische Wege, noch nicht für inhaltliche Ausgestaltungen ent- scheiden. Danach beginnen wir über die Patientenverfügung zu sprechen. Und hier geht es nun ins Detail. In welchen Situationen soll die Ver- fügung gelten? Nur wenn ich mich im unmittelbaren Sterbeprozess befinde? Oder auch schon im End- stadium einer tödlich verlaufenden Krankheit? Es geht darum, meinen Erfahrungen und Befürchtungen zu Krankheit, Leiden und Sterben Raum und Gestalt zu geben. Das fällt mir nicht an allen Stellen leicht.

ve re i nba re telefonisch einen Bera- tungstermin mit Anne Kruse, Kran- kenhausseel- sorgerin und Mitglied des Eth i k-Teams im Ehrenfelder Krankenhaus. Im Wechsel mit vier Kollegin- nen und Kollegen nimmt sie die Beratungstermi- ne wahr. Sie hat eine Stunde für mich und mein Anliegen Zeit. „Warum möchten Sie eine Patien- tenverfügung ver-

„Die meisten Men- schen machen sich erst bei eintretender schwerer Erkrankung oder im höheren Le- bensalter Gedanken zu dem Thema“, weiß Anne Kruse. Aber was, wenn ich nach einem Unfall nicht mehr in der Lage bin, Entscheidun- gen selbst zu treffen? Ich will den mir nahe- stehenden Menschen eine Entscheidungs-

fassen?“, fragt mich Anne Kruse – und dies ist die wichtigste Frage im ganzen Gespräch, denn nun bin ich gefordert, meine Gedanken konkret auszusprechen. Und genau dies setzt dann ja auch die Weichen für meine Entscheidungen zu den einzelnen Punkten. „Am allerwich-

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Titel | Thema

Wer entscheidet im Notfall? Patientenverfügungen aus der Sicht eines Palliativmediziners

tig machen, vollumfänglich zu be- greifen und sich selbst ausreichend zu reflektieren. In der heutigen Zeit werden die Menschen immer älter und leiden somit auch häufiger unter Alterserkrankungen. Je älter man wird oder je mehr sich eine Behand- lungssituation zuspitzt, desto besser kann man für sich entscheiden, was man nicht möchte. Es ist wichtig, sich damit auseinan- derzusetzen, was man an Behand- lung akzeptieren kann und was nicht. Dazu gehört auch die Frage: „Unter welchen Bedingungen möchte ich leben und wie möchte ich sterben?“ All das ist sehr individuell und sollte in einem ausführlichen Gespräch mit Angehörigen, dem Hausarzt oder einer Beratungsstelle besprochen werden. Solange nichts anderes festgelegt ist, wird natürlich immer alles dafür getan, den Menschen am Leben zu erhalten oder bestmöglich zu behandeln. Was ist aus Ihrer Sicht noch wichtig? Für den Fall, dass ein Mensch nicht mehr in der Lage ist, sich mitzuteilen, ist es enormwichtig, ein vertrauens- volles Umfeld zu haben und eine Per- son zu benennen, die dann solche Entscheidungen stellvertretend in meinem Sinne trifft. Diese Person sollte dann nicht ihren Willen, son- dern meinen artikulieren und dafür Sorge tragen, dass er beachtet wird. Eine medizinische Verantwor- tung übernimmt sie dabei nicht, die liegt in der Hand der behandelnden Ärzte. Ein gutes Instrument hierfür

ist eine frühzeitig erstellte Vorsor- gevollmacht.

Wie gehen Sie als Arzt hierzu mit Ihren Patienten um? Die Patienten oder stellvertretend die Angehörigen werden, mit Sicht auf die individuelle Situation, von uns aufgeklärt und beraten. Wir fragen immer ab, ob eine Verfügung vor- handen ist. Das bedeutet aber nicht, dass wir diese einfach stur befolgen. Der Patient, sofern er dazu noch in der Lage ist, wird immer im Zusam- menhang mit einzelnen Maßnahmen oder Therapien nach seinem Willen gefragt. Denn er ist ja da und solange er entscheidungsfähig ist, wird das umgesetzt, was in demMoment ge- wünscht ist, sofern es medizinisch möglich und sinnvoll ist. Selbstverständlich ist es für An- gehörige, die an einem geliebten Menschen hängen, schwer, wenn der Patient Maßnahmen ablehnt. Deshalb versuchen wir, die Ange- hörigen in die Prozesse mit einzube- ziehen und sie dabei zu unterstützen, Verständnis für die Entscheidung des Patienten zu entwickeln. Um Ängste aufzufangen, ist auch die seelsorgliche und psychologische Betreuung von großer Bedeutung. Uns ist es wichtig, die Würde und Selbstbestimmung des Patienten zu wahren. Lieber Herr Blaurock, herzlichen Dank für das Interview. Welche Herausforderungen gibt es dabei?

Eine Patientenverfügung gehört zu den Dingen, von denen man oft denkt: „Das müsste ich auch mal erledigen.“ Aber wann und wie? Wir haben mit Oliver Blaurock, dem lei- tenden Oberarzt der Palliativstation im St. Vinzenz-Hospital gesprochen: Herr Blaurock, Sie treffen täglich auf Menschen, die sich aufgrund ihrer Situation mit dem Sterben aus- einandersetzen. Wie viele von ihnen haben tatsächlich eine Patienten- verfügung? Rund die Hälfte der Patienten hat be- reits eine Verfügung. Diese sind aber von sehr unterschiedlicher Qualität. Und oftmals ist genau die Situation, in der sich der Patient gerade befin- det, nicht eindeutig geregelt. Was macht aus Ihrer Sicht eine gute Patientenverfügung aus? Eine gute Patientenverfügung ist vor allem eine möglichst aktuelle. Wenn man als junger Mensch eine Verfügung erstellt, ist man häufig noch nicht in der Lage, zukünftige Situationen, die eine Verfügung nö-

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Titel | Thema

Organspende ist Vertrauenssache Über die Kriterien zur Entnahme von Organen

Kaum ein Thema in der Medizin ist so sehr umrankt von Mythen wie die Organspende, die Skepsis in der Be- völkerung ist groß. Wenn man aber über ein Testament, eine Vorsor- gevollmacht oder eine Patientenver- fügung nachdenkt, lohnt sich auch der Gedanke daran, ob man sich vorstellen kann, Organspender zu werden. Denn für viele Patienten ist ein Spenderorgan imwahrsten Sinne

Verwandten transplantiert wird. In Deutschland gilt gesetzlich die ‚er- weiterte Zustimmungslösung‘; das bedeutet, dass man zu Lebzeiten ausdrücklich einer Organspende zu- stimmen muss. Fehlt ein schriftlicher Nachweis, können die Angehörigen eine Zustimmung gemäß des mut- maßlichen Patientenwillens zur Or- ganspende erteilen. Anders ist das etwa in Spanien. Hier dürfen hirnto-

Stiftung für Organspende (DSO) informiert. Es folgen Gespräche mit den Angehörigen, um die legitimen Voraussetzungen einer Spende zu klären. Stimmen die Angehörigen zu, werden umfangreiche medizi- nische Untersuchungen am Ver- storbenen durchgeführt. Wenn alle Bedingungen für eine Organentnah- me erfüllt sind, werden die Daten zur Organvermittlung an Eurotrans- plant übertragen. Ist ein passender Organempfänger gefunden, wird das Organ entnommen und zum entsprechenden Transplantations- zentrum gebracht. Hier findet dann die Organtransplantation statt. Durch diesen festgeschriebenen Prozess und viele Kontrollinstanzen ist gewährleistet, dass es nicht zu Chancenungleichheiten oder Un- gereimtheiten kommt. Wer letztlich das Organ bekommt, wird nach Dringlichkeit und Erfolgsaussicht entschieden. Den Klinikmitarbeitern kommt beim Thema Organspende eine beson- ders wichtige Rolle zu. Aus diesem Grund hatte das Ethik-Team des St. Vinzenz-Hospitals alle Mitarbeiter und die Ethik-Teams der anderen Krankenhäuser des Verbundes zu einer Veranstaltung eingeladen. Hier wurde nach interessanten Fachvor- trägen angeregt und auch kritisch diskutiert.

des Wortes lebenswichtig. Leider ist die Spendenbereitschaft in Deutsch- land stark rückläufig. Wurden 2005 noch 1.200 Organe gespendet, so waren es 2015 nur noch knapp 880. Wer sich mit dem Thema beschäf- tigt, sollte wissen, dass nur sehr wenige Menschen überhaupt als Spender in Frage kommen. Denn nur wenn bei einem beatmeten Patienten der Hirntod diagnostiziert wird, sind die Bedingungen für eine Organentnahme geschaffen. Aus- nahmen sind Lebendspenden, bei denen beispielsweise die Niere eines

ten Patienten Organe entnommen werden, wenn sie dem zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen haben. Wie ist das Prozedere in Deutsch- land? Zwei voneinander unabhän- gige Ärzte müssen in einem streng festgelegten zeitlichen Abstand den Hirntod des Patienten feststellen. Dann wird hausintern der Transplan- tationsbeauftragte benachrichtigt, der als Koordinator die Deutsche

Weitere Informationen zum Thema Organspende finden Sie beispielsweise unter www.organspende-info.de oder www.dso.de

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Titel | Thema

Gut beraten im Seniorenhaus Patientenverfügungen müssen hieb- und stichfest sein

Die ganzheitliche Begleitung und Betreuung im Seniorenhaus schließt künftig das Angebot einer qualifizier- ten Beratung zur Erstellung einer Patientenverfügung ein. Die neu vor- gesehene „gesundheitliche Versor- gungsplanung“ (§ 132g SGB V) sieht vor, dass Senioreneinrichtungen ih- ren Bewohnern ab dem Jahr 2017 diese über die Krankenversicherung abrechenbare Leistung anbieten

oder auf die eingetretene Entschei- dungssituation nicht anwendbarer Patientenverfügung, wird bei einer gesundheitlichen Krisensituation standardmäßig lebensrettend und lebensverlängernd behandelt. Es ist jedoch bekannt, dass viele, ge- rade hochbetagte und/oder durch mehrere Vorerkrankungen belastete Menschen an ihrem Lebensende nicht mehr alle noch möglichen le-

Am Ende des Projekts soll in den sechs Seniorenhäusern eine Hand- lungskompetenz zur Verfügung stehen, die die gesetzlichen Be- stimmungen der gesundheitlichen Vorsorgeplanung erfüllt. Aus den gewonnenen Erfahrungen wird ein Leitfaden entwickelt, an dem sich die anderen Seniorenhäuser orien- tieren.

können. Bislang existieren jedoch weder Qualitäts- standards im Hinblick auf kompetente Unterstüt- zungsangebote bei der Er- stellung, noch Regelungen, die die Umsetzung erstellter Patientenverfügungen in der Praxis sicherstellen. Ebenso ist die Finanzierung dieser Leistung noch nicht geklärt. Dennoch plant die

In der dreijährigen Pilot- phase sollen mindestens sechs Mitarbeiter zum Ge- sprächsbegleiter qualifiziert werden. Sie begleiten und beraten Bewohner oder de- ren rechtliche Vertreter bei der Erstellung einer Patien- tenverfügung, die in Ent- scheidungssituationen aus- sagekräftig und anwendbar ist. Darüber hinaus werden

Seniorenhaus GmbH der Cellitinnen, gemeinsam mit der Abteilung Seel- sorge im Sozial- und Gesundheits- wesen des Erzbischöflichen Ge- neralvikariats Köln, schon weiter. Angedacht ist ein auf drei Jahre an- gelegtes Kooperationsprojekt, an dem die vier Kölner Seniorenhäuser teilnehmen und je eine Einrichtung aus den anderen Regionen. Ziel ist es, Patientenwünsche für Behandlung und Versorgung in der letzten Lebensphase deutlich zu verbessern sowie Ärzten und Pflegenden eine größere Hand- lungssicherheit zu geben. Denn bei nicht vorhandener, nicht verfügbarer

bensverlängernden Behandlungen erhalten möchten. Obwohl Krisen- situationen dieser Art in Einrichtun- gen der Altenhilfe vorhersehbar sind, werden die Behandlungswünsche der Bewohner für solche Situa- tionen bislang nicht systematisch erhoben. Selbstverständlich entscheidet der Bewohner, ob er das Bera- tungsangebot annehmen möchte oder nicht. Bestandteil des Kon- zepts ist auch die turnusmäßige oder anlassbezogene Überprü- fung der festgelegten Wünsche, die natürlich jederzeit auch wie- der verändert werden können.

alle Mitarbeiter der Häuser, die dort tätigen Hausärzte und weitere Be- rufsgruppen wie Rettungsdienste oder Berufsbetreuer im Umgang mit Patientenverfügungen informiert und geschult. Sehr wichtig ist die Vernetzung aller Beteiligten, damit die Wünsche und Vorstellungen des Bewohners auch tatsächlich umge- setzt werden. Momentan steckt das Projekt noch in der Planungsphase, in der die Finanzierung aus Förder- mitteln angestrebt wird. Das Modell- projekt soll zudem wissenschaftlich begleitet werden.

Thomas Nauroth Qualitätsmanager

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Titel | Thema

Und was passiert mit mir ‚danach‘? Warum man frühzeitig über den ‚letzten Weg‘ nachdenken sollte

Am Silvestertag 2016 starb meine geliebte alte Katze Bella. Sie war in Ehren ergraut vierzehn Jahre alt geworden und seit längerer Zeit mit heftigen Krankheitsschüben belas- tet. Nun hatte sie es geschafft und war zu Hause gestorben. Traurig über den Abschied von der lieb gewordenen Gefährtin, musste schnell entschieden werden: Wohin mit der toten Katze? Sollten wir sie an ihrem Lieblingsplatz im Garten begraben? Das Erleben von Todesfällen und die zwangsläufigen Gedanken zum Thema Bestattung blieben mir das ganze Frühjahr über erhalten. Eine Seniorenhausbewohnerin starb und die Angehörigen baten mich um die Gestaltung der Trauerfeier – ohne Beisetzung, denn die sollte Tage später in einer anderen Stadt statt- finden. Dann verstarb plötzlich mei- ne Mutter. Unvorbereitet standen wir Geschwister vor der Frage: Was hätte sich die Mutter gewünscht? Mit der einen Tochter hatte sie über

den Friedwald gesprochen, mit der anderen über Einäscherung. Zum Glück gab es ein Kolumbarium auf dem Dorffriedhof. Was würde ihr gefallen: Rosen oder Nelken, ein Kreuz auf der Urne oder gar kein Symbol? Wie christlich sollte die Trauerfeier gestaltet sein, wenn es für viele aus der Familie keinen Be- zug mehr zur Kirche gibt? Diese Diskussionen waren anstrengend und nahmen der Trauer um die tote Mutter viel Raum. Wer beschäftigt sich schon früh- zeitig mit den letzten Dingen seines irdischen Lebens? Wer möchte diesen Schritt bewusst gestalten oder lieber den Kindern, Freunden oder, wenn niemand mehr da ist, der Stadtverwaltung überlassen?

sagbar entlastet, mit jemand früh- zeitig über ihre eigene Bestattung sprechen zu können. Nicht selten musste das Palliativteam zwischen Sterbenden und Angehörigen ver- mitteln und eine Sprache finden, die ermöglicht, dass Angehörige verstehen, warum die Sterbende das letzte Stück so oder so umge- setzt haben will: „Und nach meiner Beerdigung geht ihr Pizza essen”, wünschte sich eine italienische Patientin. „Mama, das können wir nicht, wir kriegen da nichts run- ter!” – „Ach was”, entgegnete sie, „der Appetit kommt beim Essen. So war es immer bei uns.” Es hilft zu wissen – so hätte sie es gewollt. Anders der Wunsch einer Palliativ- patientin, nach ihrem Tod plastiniert zu werden. Für die Angehörigen war das schlicht unvorstellbar – kein Abschied, keine Feier, kein Grab? Viel musste vermittelt wer- den zwischen der Sehnsucht der Sterbenden, den Krebs zu über- dauern, und dem Wunsch der

Ratlosigkeit der Angehörigen

Über meine Arbeit als Palliativseel- sorgerin habe ich erfahren, dass es Menschen, die sich bewusst mit ih- rem Lebensende beschäftigen, un-

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Titel | Thema

Familie nach einer Trauerfeier und einem Ort zum Trauern.

mit Todesanzeigen. Wir waren so berührt, wie viele ihn mochten.“

mit der Nachricht: „Ich muss euch was sagen: Der Rainer ist tot.”

Die meisten Menschen jedoch wer- den unmittelbar und unvorbereitet mit dem Tod und Begräbnis eines lieben Angehörigen konfrontiert und müssen sich dann auf die Unter- stützung der Bestattungsexperten verlassen. Wenn sie Glück haben, hat der Verstorbene vorgesorgt und seinen letzten Willen hin- terlegt, denn oft ist der Schmerz so groß, dass „es einem fast egal ist, was passiert, Hauptsache, wir bringen es hinter uns”, so ein trau- ernder Angehöriger. Die meisten sind sich einig, dass das Begräb- nis würdig sein soll, angemes- sen, nicht billig, aber auch nicht unbezahlbar. Annemie und Jacob Stein aus Nip- pes haben diesen Prozess durch- leben müssen, als ihr Sohn Rainer plötzlich und unerwartet nicht mehr erwachte. Aus ihrer Lieblingskirche St. Bartholomäus in Köln-Bicken- dorf kommend, wo Annemie Stein jahrzehntelang Pfarrsekretärin war, überraschte sie der jüngere Sohn Planen über den Tod hinaus

Die Stunden danach sind Anne- mie Stein nicht mehr deutlich in Erinnerung. Sie ist zusammen- gebrochen bei der Todesnachricht, hatte sich aber am nächsten Tag schon aufgerafft, um gemeinsam mit der Schwiegertochter den toten Ältesten im Bestattungsinstitut zu sehen. „Er sah überhaupt nicht wie ein Toter aus, noch braungebrannt vom Segelurlaub, im feinen An- zug“, erinnert sie sich. Auch jetzt, ein Jahr danach, ringt sie mit dem Schmerz. „Ich habe zu ihm gesagt: Mach doch bitte die Augen auf. Aber er tat es nicht.“ Die Situation im Bestattungsinstitut hat Anne- mie Stein als wohltuend in dieser traumatischen Situation erlebt. Zum Glück hatte der 53-Jährige sich ein Jahr vorher anlässlich der Beiset- zung eines Freundes gewünscht, im Erinnerungsgarten auf Melaten in Köln begraben zu werden. Und Familie wie auch alle Freunde dabei zu haben. „Das war eine riesige Beerdigung“, sinniert Annemie Stein, „bestimmt 500 Menschen. Alle wollten sich vom Rainer ver- abschieden. Und eine ganze Seite

Die schmerzliche Erfahrung hat An- nemie und Jacob Stein verändert. Beide sind bodenständig, nicht schnell aus der Ruhe zu bringen. Die Liebe zur Familie trägt durch je- den Tag. Dennoch hat der Gedanke sie erschüttert, wie schnell es ge- hen kann mit dem Sterben: „Dann wussten wir ja, dass unsere Bar- tholomäuskirche zur Grabeskirche umgewidmet wurde. Manchmal finden da auch noch Gottesdienste statt. Da wollen wir begraben wer- den.“ Nach einem langen Gespräch mit der Beraterin entschlossen sich die Steins zur Komplettlösung: Als altes Ehepaar wählten sie ihren Platz nebeneinander und regelten gleichzeitig alle Wünsche für ihre Beisetzung. „Und alles schon be- zahlt“, sagt Annemie Stein, „das ist ein gutes Gefühl, alles geregelt zu haben.“ Was sie am Schönsten findet an der Grabeskirche? Da muss sie nicht lange überlegen: „Dat mir dä Rainer widder sinn“, sagt sie leise und liebevoll.

Maria Adams Mitarbeiterseelsorgerin

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Titel | Thema

Kölner Vorsorgetag 2017 Schwierige Themen mit der Patientenverfügung ansprechen

4. Wenn die Gesundheit schlechter wird, wie wollen Sie Ihre Zeit und ihr Leben gestalten? 5. Wem trauen Sie es zu, Ihr Vor- sorgebevollmächtigter zu sein? Dies sind sicherlich keine einfachen Fragen und wir Menschen sind Weltmeister im Verdrängen. Wenn man sich jedoch schon einmal Gedanken über diese fünf Punkte gemacht hat, dann ist es eigentlich nicht mehr so schwierig, eine Pa- tientenverfügung auszufüllen. Aber was ist, wenn man zu den Menschen gehört, die mitten imGe- spräch plötzlich sagen „können wir nicht über was anderes reden?“ – alldenjenigen, aber nicht nur ihnen, ist das Buch der Amerikanerin Roz Chast zu empfehlen. Genau diese Aussage hörte sie nämlich, als sie das Thema Tod und Sterben bei ihren Eltern ansprach. Was aus diesen Gesprächen wurde, hat sie in einem einfachen Komikbuch aufgeschrieben. Es ist leicht ver- ständlich, gut übersetzt und es hilft zu verstehen, warum manche (ältere) Menschen sich besonders schwer tun, über eine Patienten- verfügung zu sprechen. Das Buch verheimlicht auch nicht, wie schwer es erwachsenen Kindern fällt, das Altwerden und die zunehmende Gebrechlichkeit bei den Eltern an- zusprechen.

Der 10. Kölner Vorsorgetag am 6. März 2017 war wieder eine gute Gelegenheit, sich über Möglich- keiten der persönlichen Vorsorge jenseits der Fünfzig zu informieren und auszutauschen. Auch der Vor- trag ‚Gespräche führen über Pa- tientenverfügung und Vorsorgevoll- macht‘ stand auf dem Programm. Ein schwieriges Thema, das Angst macht, denn niemand spricht gern über Krankheit, Leiden oder Tod oder über das Loslassen und das Ende des eigenen Lebens, und dann auch noch mit den eigenen Kindern, Angehörigen oder engen Freunden. Und umgekehrt treffen bei gebrechlichen Eltern solche Gespräche auch nicht immer auf freudige Zustimmung. Jedoch kommt niemand darum herum, sich mit diesen Themen auseinander- zusetzen und einmal über das ‚was wäre wenn‘ nachzudenken. Sich im Vorfeld einer Krankheit über eine Patientenverfügung Gedanken zu machen, ist dann so etwas wie eine

Feuerwehrübung: Denn wenn es brennt und man erst überlegen muss, was denn als nächstes zu tun ist, verliert man wertvolle Zeit. Wenn die Gesundheit wegbricht und schwierige Entscheidungen anstehen, dann ist es gut, den Ernstfall schon einmal gedanklich durchgespielt zu haben. In seinem Buch ‚Sterblich sein: Was am Ende wirklich zählt‘, gibt Atul Gawande den Lesern fünf Fragen mit, die für solche Gespräche hilf- reich sein könnten. Diese Lektüre ist eine gute Gelegenheit, sich einmal in schwierige Themen einzulesen und diese dann mit den Angehörigen zu diskutieren, wie zum Beispiel: 1. Wie verstehen und verarbeiten Sie Ihre Krankheit, Ihr Leiden heute? 2. Was sorgt Sie, wenn Sie an Ihre Zukunft denken? 3. Was ist für Sie Lebensqualität und auf was würden Sie ver- zichten, um diese zu erhalten?

Dr. Sylvia Klauser Ethikreferentin

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Titel | Thema

Letzte Hilfe Begleitung am Lebensende

Jeder kann sich etwas unter ‚Erste Hilfe‘ vorstellen. Wenn Menschen einen Unfall haben oder in Not sind, helfen wir natürlich. Aber warum tun wir uns am Lebensende so schwer, wenn fortgeschritten erkrankte und sterbende Menschen umsorgt wer- den müssen? Die ‚Letzte Hilfe‘ möchte, dass das, was bei der ‚Ersten Hilfe‘ so selbstverständlich passiert, auch

am Lebensende eines Menschen umgesetzt wird. Um die Sterbe- begleitung auch im Krankenhaus qualitativ besser zu machen und um alle Kollegen für das Thema zu sensibilisieren, werden Mitglieder der Ethik-Teams im Oktober die Fortbildung zum ‚Letzte Hilfe Coach‘ machen. Ausschlaggebend hierfür war der Impuls des Ethik-Teams im St. Vinzenz-Hospital, das im An- schluss an den Kurs ein Konzept er-

arbeiten wird, mit dem unterschied- liche Zielgruppen, angefangen bei den Kollegen über Hausärzte bis hin zu Angehörigen, mit vielfältigen An- geboten geschult werden können. Hier wird es neben medizinischen Aspekten auch um ganz praktische Dinge, wie den Umgang mit körper- lichen Veränderungen, das Erken- nen und Beantworten der Bedürf- nisse Sterbender und den Umgang mit Trauer und Trost gehen.

Vorausschauend planen Symposium im Kölner Maternushaus

für Bewohner, Mitarbeiter und An- gehörige heraus. Sabine Wester- feld, Leiterin des Seniorenhauses St. Maria, diskutierte mit Fachleuten zum Ende der Veranstaltung über Hemmnisse und Perspektiven der ACP. „Immer wieder erlebe ich die große Unsicherheit der Betroffenen und der Angehörigen in Bezug auf mögliche Behandlungen und Wünsche für Krisensituationen“, so Westerfeld. „Die ACP ist eine gute Möglichkeit, durch behutsames Er- kunden herauszufinden, was der Betroffene wirklich möchte und dies zu dokumentieren. Die gemeinsame Absprache auch mit Angehörigen und demHausarzt gibt dann wiede- rum Sicherheit, in einer Krisensitua- tion entsprechend demWunsch des Betroffenen handeln zu können.“

Über medizinische, juristische, ethi- sche Aspekte und mögliche Vernet- zungen diskutierten Experten am 5. Juli imKölner Maternushaus. Gleich zwei Mitarbeiter aus der Senioren- haus GmbH waren für Referat und Podiumsdiskussion geladen. Denn ‚Advance Care Planning‘ (ACP) – also die konkrete Planung und Dokumentation von Behand- lungsmaßnahmen und Wünschen

für den Notfall – ist bereits in meh- reren Modellprojekten entwickelt worden. Marc Stutenbäumer, Leiter des Seniorenhauses Heilige Drei Köni- ge, hielt einen Vortrag zum Thema ‚Herzstillstand – und jetzt‘. Dabei stellte er die oft bestehenden Un- klarheiten über das individuelle Therapieziel und die Auswirkungen

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Medizin | Betreuung

Das Beste für jeden Patienten Was ist das Besondere an einer Palliativstation?

„Hoffnung ist nicht die Überzeu- gung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass et- was Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ Dieses Zitat von Vaclav Havel be- schreibt sehr treffend, was die Pal- liativmedizin von der ‚klassischen‘ Medizin unterscheidet. Denn hier geht es darum, unheilbar Kranke dabei zu unterstützen, die ver- bleibende Zeit mit einer möglichst hohen Lebensqualität zu verbrin- gen, selbstbestimmt und ohne unnötiges Leiden. Der Aufenthalt auf einer Palliativ- station ist, anders als im Hospiz, zeitlich begrenzt geplant. Gemein- sammit dem Patienten und dessen Angehörigen wird festgelegt, wie es danach weitergehen soll. Viele Kranke kehren, dank Linderung ih- rer Beschwerden, mit entsprechen- der Unterstützung in ihr häusliches Umfeld zurück. Im St. Vinzenz-Hospital gibt es seit 2008 eine Palliativstation, die seit Mitte 2016 von Oberarzt Oliver Blaurock geleitet wird. Neben einer individuellen Schmerztherapie und der Symptomkontrolle, die hier einen besonders hohen Stellenwert haben, wird das Konzept ständig erweitert. Angebote, wie der Einsatz von Aromaölen durch eine ausgebil- dete Aromatherapeutin oder auch das Training von Angehörigen in der häuslichen Pflege gehören zu den Leistungen des Palliativteams.

Mit der fachmedizinischen Be- handlung der körperlichen Beein- trächtigungen allein ist es aber nicht getan. Die Patienten und deren An- gehörige haben in dieser schwie- rigen Situation ganz individuelle Fragen, Ängste und Sorgen und werden von Psychologen, Seel- sorgern und dem ganzen Team unterstützt. Sozialarbeiter beraten und helfen bei der Planung der häuslichen Versorgung oder der Anmeldung in geeigneten Ver- sorgungseinrichtungen. Und auch für die inhaltliche und fachliche Unterstützung beim Erstellen von Patientenverfügungen und Vor- sorgevollmachten stehen die Mit- arbeiter bereit. Nicht zuletzt wird die Palliativstation von den wertvollen ehrenamtlichen Mitarbeitern unter- stützt, die die Patienten fürsorglich begleiten und ihnen auch außerhalb des normalen Klinikablaufs mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Darüber hinaus ist es in ständigem Austausch mit den anderen Fach- disziplinen des Hauses. Für Oliver Blaurock ein befriedigendes Ge- fühl: „Jeden Tag verfolgen alle das gleiche Ziel – gemeinsam in einer schwierigen Situation das Beste für jeden einzelnen Patienten zu erreichen.“ Die Palliativmedizin lebt von der engen Zusammenarbeit aller Be- reiche. Ein multiprofessionelles Team aus Ärzten, Pflegekräften, Physiotherapeuten, Psychologen, Seelsorgern und Sozialarbeitern versorgt den Patienten. Medizi- nisch steht hier im Mittelpunkt, die Symptome des Betroffenen zu lindern. Beschwerden, die mit der Krankheit einhergehen, lassen sich mit vielfältigen Therapien oder Medikamenten behandeln. Dazu gehören auch Begleiterscheinun- gen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Atemprobleme oder Schwäche.

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Medizin | Betreuung

Kleine Kapsel – große Wirkung Kardiologie implantiert 50. Mini-Herzschrittmacher

In den letzten 60 Jahren wurden die Herzschrittmacher immer kleiner, die Technik immer ausgefeilter und ihr Einsatz immer vielfältiger. Moderne Schrittmacher können die Daten zur Herzsituation des Patienten – bei Bedarf sogar automatisch – über Handy an den behandelnden Kardio- logen weiterleiten. Patienten könnten dadurch die Anreise und die Warte- zeiten zu den Routineüberprüfungen erspart werden. Nach Auskunft der Deutschen Herz- stiftung werden in Deutschland mittlerweile mehr als 65.000 Herz- schrittmacher pro Jahr implantiert. Die Ärzte des St. Vinzenz-Hospital sind sich einig, dass es sich bei der neuen Technologie um den Beginn einer neuen Ära der Herzschritt- machertherapie handelt. Denn auch in der praktischen Anwendung hat sich die Kardiokapsel bewährt. Nach der Erfahrung der Interventionen und den zahlreichen Nachsorgen in den letzten zwei Jahren hat sich gezeigt, dass die Technologie hält, was sie verspricht und die Patienten da- durch deutlich mehr Lebensqualität gewinnen.

v.li. Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Fehske, Dr. Stefan Winter, Dr. Dinh Quang Nguyen

Die Kardiologie des St. Vinzenz- Hospitals in Köln-Nippes feiert ein kleines Jubiläum. Ende Juni hat das Ärzteteam den kleinsten Herzschritt- macher der Welt zum 50. Mal erfolg- reich bei einem Patienten implantiert. Mit den – bis heute – meisten Im- plantationen in Deutschland verfügt das St. Vinzenz-Hospital in diesem Bereich über eine große Expertise. Seit September 2015 wird der in- novative Eingriff ohne große Ope- ration im Herzkatheterlabor durch- geführt. Die Klinik für Kardiologie im St. Vinzenz-Hospital, unter anderem spezialisiert auf die Behandlung von Herzrhythmusstörungen, verfügt über vier Linksherzkathetermess- plätze der neuesten Generation. Der Mini-Schrittmacher ist nicht viel größer als eine Vitaminkapsel. Und anders als andere Schrittmachersys-

teme, die unter der Haut oder dem Brustmuskel sitzen, befindet sich die Kardiokapsel Micra © als vollständig geschlossenes System direkt imHer- zen und benötigt keine Elektroden. Trotz der geringen Größe bietet sie modernste Herzschrittmachertech- nik; die geschätzte Lebenszeit der Batterie beträgt zehn Jahre. Der Micra © ist von außen nicht sicht- bar und der Patient kann seine nor- malen Tätigkeiten schneller wieder aufnehmen, da der Schrittmacher sich automatisch dem Aktivitätsgrad anpasst. Ein weiterer großer Vor- teil ist die Zulassung für das MRT als bildgebendes, diagnostisches Verfahren. Das bedeutet, wichtige Untersuchungen beispielsweise zur Früherkennung von Schlaganfällen und zur Tumordiagnostik, können weiterhin wahrgenommen werden.

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Medizin | Betreuung

Ausbau der integrierten Onkologie Rundumversorgung von Krebspatienten in Köln

Instrument für diese Abstimmung stellen die interdisziplinären ‚Tumor- boards‘ dar. Hier tauschen sich regelmäßig Ärzte aus unterschied- lichen Fachabteilungen aus, um ge- meinsam die individuelle Therapie von Tumorpatienten festzulegen. Das ist besonders deshalb wichtig, weil sich die ursprünglichen Thera- pieelemente bei Blutkrebs in den vergangenen Jahren wesentlich weiterentwickelt haben und sehr differenziert geworden sind. Darüber hinaus muss Krebs aber auch immer als eine Erkrankung des Körpers und der Seele verstan- den werden. Die Diagnose ‚Krebs‘ bedeutet einen tiefen Einschnitt in die bisherigen Lebensumstände. Häufig sind die Verläufe chronisch und das Ziel der Therapie ist dann nicht eine Heilung (Kuration) son- dern eine palliative Behandlung, die zu einer Symptomkontrolle und Lebenszeitverlängerung führen soll. In beiden Fällen ist eine psycho- logische und seelsorgerische Un- terstützung sehr wichtig. Die An- gebote der psychoonkologischen Betreuung der Patienten konnten in den vergangenen zwei Jahren im St. Vinzenz-Hospital personell deutlich ausgebaut werden. Einen weiteren großen Anteil an der täglichen Unterstützung von Krebs- patienten und deren Angehörigen haben die Mitarbeiter der onko- Ganzheitlicher Ansatz

Die Klinik für Innere Medizin IV – Hämatologie und Onkologie am St. Vinzenz-Hospital hat sich seit 2012 unter der Leitung von Priv.- Doz. Dr. Andreas Draube kontinu- ierlich weiterentwickelt und um- fasst mittlerweile 20 Betten. Auch das Ärzteteam hat sich jüngst mit zwei neuen Oberärzten vergrößert. Schwerpunkt der Klinik ist die so genannte integrierte onkologische Betreuung von Krebspatienten. Aber was bedeutet integrierte Onkologie eigentlich genau? Die Behandlung von Krebspatienten erfordert grundsätzlich ein ganz- heitliches Konzept. Das betrifft natürlich zuerst die primäre medizi- nische Versorgung, da moderne Krebstherapien in der Regel aus einer Kombination verschiedener

Behandlungsmöglichkeiten be- stehen. Das umfasst sowohl die Chirurgie als auch eine Strahlen-, Chemo- oder Immuntherapie. Jede dieser Therapien muss auf qualitativ höchstem Niveau statt- finden und eng mit anderen Maß- nahmen abgestimmt werden. Das ist ein wesentlicher Aspekt der in- tegrierten Onkologie. Ein wichtiges

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Medizin | Betreuung

Weiterbildung des Pflegeteams ermöglicht.

Insgesamt wird mittlerweile nahezu das gesamte Spektrum der inter- nistischen Hämato-Onkologie am St. Vinzenz-Hospital behandelt. Die Versorgung onkologischer Patienten ist anspruchsvoll und auch zahlreiche andere Fachdis- ziplinen im Krankenhausverbund der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria behandeln Krebspatienten. Um hier einen immer gleichblei- bend hohen Standard für alle Pa- tienten zu gewährleisten, wurde vor drei Jahren das inzwischen zertifizierte Onkologische Zentrum Köln Nord-West gegründet, in dem auch niedergelassene Onkologen integriert sind. Unter intensiver Beteiligung durch die Klinik des St. Vinzenz-Hospitals werden hier einheitliche Standards für die Be- handlung der Patienten und die Tumordokumentationen erstellt und weiterentwickelt. Nicht zuletzt konnte durch den Ausbau der Klinik für Hämatolo- gie und Onkologie das Angebot des Konsildienstes (Hinzuziehen eines Facharztes zur individuellen Fallbesprechung) über das St. Vin- zenz-Hospital hinaus auf die ande- ren Häuser erweitert werden. Es wird dankbar angenommen und rege genutzt. So sind mittlerweile alle Angebote und Fachabteilungen miteinander verzahnt, was eine lückenlose und noch professionellere Versorgung der Patienten gewährleistet. Und das führt am Ende zu einem bes- seren Behandlungserfolg.

logischen Fachpflege. Seit April dieses Jahres werden die Patienten nicht nur von Medizinern auf den Stationen betreut, sondern dem Haus steht auch eine onkologische Fachpflegekraft zur Verfügung, die Patienten stationsübergreifend begleitet und unterstützt. Der Ge- danke dahinter ist eine Art ‚Lotsen- funktion‘. In dieser ohnehin sehr belastenden Situation ist es wichtig, den Patienten möglichst viel Kon- tinuität zu bieten. Deshalb begleitet die Fachkraft auch die Visiten und ist bei einem hausinternen Stations- wechsel ein ‚bekanntes Gesicht‘. Ziel der Unterstützung ist es, die Behandlung für die Patienten ver- ständlich zu machen, die Eigen- ständigkeit zu fördern und vor allem Komplikationen und Nebenwirkun- gen zu vermeiden oder zumindest zu minimieren – auch mit Blick auf die Zeit nach dem Klinikaufenthalt.

Klinik auch möglich, das medizi- nische Behandlungsspektrumwei- ter auszubauen. So werden seit anderthalb Jahren auch intensivere Chemotherapien, beispielsweise bei Multiplen Myelomen oder bei erneut aufgetretenen aggressiven Lymphomen, durchgeführt. Ist im Anschluss der Behandlung eine Stammzell-Transplantation geplant, erfolgt die Behandlung in enger Zusammenarbeit mit der Uniklinik Köln. Aktuell neu ist die kurative Behand- lung der akuten myeloischen Leu- kämien (AML). Die AML gehört zu den häufigsten Blutkrebserkran- kungen beim Erwachsenen. Die Durchführung dieser Therapien und vor allem die Betreuung der Patienten in der anschließenden Überwachungsphase erfordert nicht nur eine spezialisierte und intensive ärztliche, sondern ins- besondere auch eine geschulte pflegerische Betreuung. Auch das wurde durch eine kontinuierliche

Ausbau des Therapieangebots

Durch verbesserte Strukturen und zusätzliche Mitarbeiter ist es der

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